Noch keine Stellungnahme des Vatikan im Fall Wagner

Rätselraten dauert an

Eine offizielle Vatikan-Erklärung im Fall des zum Weihbischof in Linz ernannten Gerhard Wagner ist offenbar noch nicht absehbar. Zwar sei mit einer solchen Stellungnahme zu rechnen, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Dienstag. Wann dies sein werde, sei noch nicht abzusehen. Der Stand der Dinge im Fall Wagner sei, dass dieser um Rücknahme seiner Ernennung gebeten habe. Der Vorgang lasse sich aber nicht mit einem beiläufigen Telefonat definitiv erledigen.

 (DR)

Wagner war am 31. Januar von Papst Benedikt XVI. zum Weihbischof in Linz ernannt worden. Die Entscheidung löste in Österreich heftigen Streit aus. Mehrere Bischöfe sowie große Teile des Klerus in Oberösterreich sprachen sich gegen eine Bischofsweihe des als sehr konservativ geltenden Wagners aus. Dieser bat Papst Benedikt XVI. am Wochenende überraschend um Rücknahme der Ernennung.

Österreichs Bischöfe berieten bei einer Krisensitzung am Montag über den Fall. Sie sprachen im Anschluss von «Fehlern» durch ein verkürztes Verfahren der Bischofsauswahl. Zugleich mahnten sie, die Qualität des Verfahrens müsse sichergestellt sein. Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn sagte, in der Regel sei das festgelegte Vorgehen bei einer Bischofsernennung «sehr umfangreich und bewährt». Wo genau vom üblichen Ablauf abgewichen worden sei, ließ er offen.

Im Österreichischen Fernsehen sagte Schönborn, das Recht des Papstes zur freien Ernennung der Bischöfe bleibe unbenommen - «aber auf einer möglichst gut informierten Grundlage». Bei der Ernennung Wagners habe die «übliche weit gestreute Befragung» nicht stattgefunden, die sonst für Bischofsernennungen üblich sei.

Der Linzer Bischof Ludwig Schwarz sprach nach der Krisensitzung am Montag von einem Neuanfang, den Wagner mit seinem Rücktritt geebnet habe. Er habe vor der «mutigen Entscheidung» des Pfarrers großen Respekt. Er habe sie zum «Wohl der Einheit unserer Diözese» getroffen. Zugleich erklärte Schwarz, dass das «Bild vom Sieger und Verlierer» in dieser Situation keine Hilfe sei. Die Entscheidung Wagners habe den Weg frei gemacht, «neu und mit Kraft für die Einheit der Diözese zu arbeiten». Es gelte, «mit aller Macht eine Spaltung» zu verhindern.

Der Linzer Bischof mahnte, in Ruhe die nächsten Schritte abzuwägen. Zugleich kündigte er an, Rom in absehbarer Zeit erneut um einen Weihbischof zu bitten. Wagner bleibe Pfarrer in Windischgarsten. Er werde mit ihm in «engem Kontakt und Gespräch» bleiben, erläuterte Schwarz. Zudem würde er begrüßen, wenn Wagner «in Zukunft auch in anderen Gremien der Diözese aktiv mitarbeiten würde».