Erzbischof Werner Thissen zur Debatte um den Holocaust-Leugner Richard Williamson

Vatikan im Visier, Schutz für Papst

Hamburgs katholischer Erzbischof Werner Thissen hat dem Vatikan Schlamperei im Fall des Holocaust-Leugners Richard Williamson vorgeworfen. "Einen Holocaust-Leugner zu rehabilitieren, ist immer eine schlechte Entscheidung", sagte er dem "Hamburger Abendblatt". Thissen nahm zugleich den Papst in Schutz.

 (DR)

Er habe das nicht gewollt und habe in erster Linie der Einheit der Kirche dienen wollen. "Dass das Bemühen des Papstes mit den unsäglichen Äußerungen des Bischofs Williamson zusammenfällt, ist furchtbar."

Nach Einschätzung Thissens hätte der Vatikan sich vor der Aufhebung der Exkommunikation des in Großbritannien geborenen Williamson besser über die Haltung des Traditionalistenbischofs informieren müssen. Es sei "schlampig gearbeitet" worden, sagte der Erzbischof.

"Man hätte sich nicht nur ein Bild machen können, sondern müssen.. Ob der Papst direkt oder seine Mitarbeiter, darüber kann man streiten." Thissen empfahl dem Papst, sich besser beraten zu lassen.

"Die ganze Angelegenheit ist sehr bedrückend"
Der Erzbischof sieht durch den Eklat erheblichen Schaden für die katholische Kirche, insbesondere im Verhältnis zu den Juden und zur Ökumene. "Die ganze Angelegenheit ist sehr bedrückend für die katholische Kirche. Wir hoffen, wir können den Schaden aus der Welt schaffen." Von der traditionalistischen Piusbruderschaft erwartet der Erzbischof jetzt Zugeständnisse. Der Papst habe seine Hand ausgestreckt; das müsse Folgen haben.

Papst Benedikt XVI. hatte vier exkommunizierte Bischöfe aus der Priesterbruderschaft St. Pius X. wieder in die Kirche aufgenommen.
Einer von ihnen ist Richard Williamson. Am Wochenende hatte bereits der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, die Wiederaufnahme der traditionalistischen Bischöfe in die katholische Kirche bedauert. "Es belastet mich als Bischof und als Seelsorger, dass diese Vorgänge zur äußeren und inneren Entfremdung zahlreicher Gläubiger von der Kirche" und besonders "zu einer erheblichen Störung des christlich-jüdischen Dialogs geführt haben", sagte er. Dieser Schritt habe bei vielen Verunsicherung, Unverständnis und Enttäuschung hervorgerufen.