Der Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Kairo zur Lage in Israel

"Die Stimmung schlägt gerade in Hass um"

Die Luftangriffe Israels auf den Gazastreifen halten unvermindert an. Und sie sollen so lange fortgesetzt werden, bis die radikal-islamische Hamas vernichtet ist, erklärte Israels UN-Botschafterin Gabriela Schalew nun. "In Ägypten wird die Entwicklung mit Entsetzen wahrgenommen", berichtet im domradio-Interview Monsignore Joachim Schrödel, Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Kairo.

 (DR)

domradio: Wie reagiert Ägypten auf die Entwicklungen in der Nachbarregion?
Schrödel: Mit Entsetzen ist es noch zu wenig ausgedrückt. Im Moment ist die Situation dermaßen, dass es in Kairo - vor allen Dingen an der israelischen Botschaft - zu Demonstrationen kommt. Die Stimmung des Volkes - die ohnehin schon sehr anti-israelisch gewesen ist - schlägt gerade in Hass um. Eine sehr bedenkliche Entwicklung. Die Solidarität mit den Palästinensernist sehr groß.

domradio: Man solidarisiert sich mit den Palästinensern, aber nicht mit der Hamas, oder?
Schrödel: Das Vorgehen der Hamas wird abgelehnt. Die Ägypter sind ein sehr friedliebendes Volk, das auf Gespräche setzt. Hier kann man noch mal erwähnen, dass Ägypten neben Jordanien das Land ist, das einen Friedensvertrag mit Israel geschlossen hat. Also zumindest auf dem Papier versucht man, einen friedlichen Weg zu gehen. Die harte Hamas-Linie wird abgelehnt.

domradio: Was halten denn die Ägypter vom Vorgehen Israels?
Schrödel: Es wird abgelehnt. Natürlich sind die Mittel, mit denen die Hamas vorgeht, terroristischer Natur - aber sie sind bescheiden. Das Maß des Zurückschlagens Israels erscheint jenseits aller Dimensionen.  

Hören Sie hier das Gespräch in voller Länge nach.

Aktuelle Entwicklung
Die israelische Luftwaffe nahm unterdessen weitere Einrichtungen der Hamas ins Visier. Attackiert wurden unter anderem wieder Regierungsgebäude in Gaza-Stadt. Nach palästinensischer Darstellung wurden bei den Luftangriffen seit Samstag inzwischen fast 400 Menschen getötet.

Auf israelischer Seite starben durch Raketenangriffe militanter Palästinenser bisher mindestens vier Menschen. Beobachter erwarten, dass in Kürze auch israelische Bodentruppen in das Kriegsgeschehen eingreifen werden.