Grüne distanzieren sich von Volker Beck

"Er tut sich keinen Gefallen"

Der Streit zwischen Katholischer Kirche und den Grünen geht weiter: Als "Hassprediger" bezeichnete nun Volker Beck den Kölner Kardinal Joachim Meisner. Das Erzbistum behält sich rechtliche Schritte vor. Ein FDP-Bundestagsabgeordneter kritisiert Beck. Auch erste Grünen-Politiker distanzieren sich von ihrem Partei-Kollegen - unterstützen aber seine Kritik.

 (DR)

"Die Aussagen von Kardinal Meisner muss man kritisieren"
Die Grünen-Fraktionschefin Renate Künast und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) haben sich von Äußerungen ihres Parteifreundes Volker Beck über den Kölner Kardinal Joachim Meisner distanziert. Der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion hatte Meisner als "Hassprediger" bezeichnet. Dieser Ausdruck Becks sei "unpassend und unangemessen", sagte Künast dem Berliner "Tagesspiegel".

Göring-Eckardt sagte: "Volker Beck tut sich und der Sache keinen Gefallen, wenn er die Auseinandersetzung mit unpassenden Worten anheizt."
Zugleich stellten sich die beiden Grünen-Politikerinnen im Streit über Äußerungen des Kardinals über nichteheliche Gemeinschaften inhaltlich auf die Seite Becks. "Die Aussagen von Kardinal Meisner muss man kritisieren", sagte Künast. Eigentlich müsse die katholische Kirche für jeden dankbar sein, der im 21. Jahrhundert Verantwortung für andere Erwachsene oder für Kinder übernehme.

Hintergrund: Eine Predigt des Kardinals
"Kardinal Meisner betätigt sich einmal mehr als selbstgerechter Hassprediger, denn er spricht ganzen Gruppen von Menschen die Existenzberechtigung ab", zitiert das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner neuen Ausgabe den Parlamentarischen Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion. Hintergrund: Eine Predigt des Kardinals.

Der Kardinal hatte laut Spiegel im schweizerischen Wallfahrtsort Einsiedeln die zunehmende Zahl eheähnlicher Lebensgemeinschaften kritisiert. Der Kardinal hatte dort am 7. Oktober mit rund 2000 Gläubigen das Fest der „Rosenkranz-Königin" gefeiert. Aus der Predigt Meisners führt der "Spiegel" die Aussage an: "Die sogenannten alternativen Modelle menschlichen sexuellen Zusammenlebens sind aber unwahr, und darum für den Menschen im Kern verderblich. Die Menschheit richtet sich hier selbst zugrunde." Ob diese Worte tatsächlich so gefallen sind, dafür gibt es noch keine Bestätigung.

Ureigenste Aufgabe eines katholischen Bischofs
Die Erzdiözese Köln prüft nach eigen Angaben weitere Schritte gegen den Grünen-Politiker. "Das Erzbistum Köln wird die Aussagen von Herrn Volker Beck gegen Joachim Kardinal Meisner genau prüfen und sich weitere Schritte vorbehalten", heißt es in der von der Pressestelle in Köln am Samstag verbreiteten Stellungnahme. Darin erinnert das Generalvikariat daran, dass die Erzdiözese erst im Juni eine Einstweilige Verfügung gegen den Kölner Kabarettisten Jürgen Becker erwirkt habe, der den Kardinal ebenfalls als "Hassprediger" bezeichnet hatte.

Meisner habe mit seiner Predigt im Schweizer Wallfahrtsort Einsiedeln das getan, heißt es in der Presseerklärung der Erzdiözese Köln weiter, "was seines Amtes als Bischof ist: die kirchliche Lehre zu verkündigen sowie den Wert und die Würde von Ehe und Familie zu verteidigen. Damit hat er niemandem das Existenzrecht abgesprochen. Er hat vielmehr die Bedeutung von Ehe und Familie für die menschliche Gesellschaft unterstrichen. Dies ist die ureigenste Aufgabe eines katholischen Bischofs. Das Recht dazu lässt er sich von niemandem nehmen."

"Kirchenkritik ohne jedes Maß"
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Werner Hoyer wirft den Grünen vor, im Umgang mit der katholischen Kirche "mittlerweile jedes Maß verloren" zu haben. Als aktives Kirchenmitglied im Erzbistum Köln habe auch er viel zu kritisieren an den Positionen Meisners - nicht zuletzt im Hinblick auf dessen gesellschaftspolitische Vorstellungen, schreibt der Liberale in einer Presseerklärung zu dem von Volker Beck gegen den Kardinal erhobenen "Hassprediger"-Vorwurf. Den Kölner Erzbischof jedoch in die Nähe von "Terroristen, Islamisten und Selbstmordattentätern" zu rücken, so Hoyer, "ist schlicht unanständig".

Beck wies diesen Vorwurf umgehend zurück, er habe Kardinal Meisner "keineswegs in die Nähe von Terroristen"
stellen wollen. Er habe vielmehr auf die "grobe" Predigt Meisners im Schweizer Einsiedeln einen "groben Klotz" gesetzt, so Beck, weil sich der Kardinal darin als ein Religionsführer gezeigt habe, der "den rechten Glauben über die Rechte der Menschen" stelle. Der von ihm verwendete Begriff "Hassprediger" ziele somit auf den Inhalt der Predigt des Kölner Erzbischofs.

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