Dalai Lama erhält Ehrendoktorwürde - am Sonntag Treffen mit Merkel

"Mensch des Friedens"

Der Dalai Lama hat am Donnerstag die Ehrendoktorwürde der Universität Münster erhalten. "Wir ehren einen Menschen des Friedens", sagte Nordhein-Westfalens Ministerpräsident Rüttgers beim Festakt in Münster. - Bundeskanzlerin Merkel trifft das geistige und weltliche Oberhaupt der Tibeter am Sonntag. Trotz massiver Kritik aus Peking.

 (DR)

Das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter habe sich stets für Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt und "als Einzelner die Weltgesellschaft verändert".

Rüttgers hob auch den "strikten Kurs der Gewaltlosigkeit" des Dalai Lama hervor. Der Ministerpräsident würdigte zudem den politischen Einsatz des 72-jährigen Religionsoberhauptes für ein selbstständiges Tibet.

Der Dalai Lama verfolge eine "Diplomatie im Sinne des Mittleren Weges mit China". Die Menschenrechte der Tibeter müssten dringend verbessert werden, betonte Rüttgers. Das wolle auch er immer wieder ansprechen. Rüttgers hatte den Dalai Lama vor dem Festakt zu einem Gespräch getroffen.

Das Oberhaupt der Tibeter werde für seine besonderen Verdienste bei der Verbindung von Religion und Wissenschaft geehrt, lautete die Begründung des Fachbereichs Chemie und Pharmazie der Hochschule. Durch Neuinterpretation der religiösen Schriften sei der Dalai Lama als erster von der "dogmatischen buddhistischen Lehre" abgewichen und habe gefordert, dass eine Religion bereit sein müsse, sich von lange gehegten Ansichten zu trennen, so Biochemiker Hans-Joachim Galla in einem Gutachten. Es handelt sich um die erste deutsche Ehrendoktorwürde für den Friedensnobelpreisträger von 1989.

In einem weiteren Gutachten zur Ehrendoktorwürde hebt der Münsteraner Theologe Hubert Wolf hervor, dass der Dalai Lama auf einmalige Weise die Autonomie naturwissenschaftlicher Erkenntnisse anerkannt habe. Damit habe er "die Zerrissenheit einer ganzen Generation zwischen Glauben und Wissen, zwischen Religion und Wissenschaft" aufgehoben. Er werde zu einem "Hoffnungszeichen in einer Welt, die diese Einsicht in allen Bereichen dringend braucht".

Treffen mit der Bundeskanzlerin
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Mittwoch erklärt, sie wolle trotz chinesischer Kritik an ihrem für Sonntag geplanten Treffen mit dem Dalai Lama festhalten. Es stehe in einer Reihe von Begegnungen der Kanzlerin mit Religionsführern, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) appellierte an die Kanzlerin, nicht einzuknicken. Das chinesische Außenministerium in Peking hatte zuvor den deutschen Botschafter zu einem Gespräch über das Treffen mit Merkel einbestellt.

Der Dalai Lama unterhält seit vielen Jahren persönliche Kontakte zu Wissenschaftlern, um Gemeinsamkeiten zwischen Naturwissenschaften und Buddhismus zu entdecken. Er unterstützt die Einführung naturwissenschaftlicher Fächer an buddhistischen Klöstern. In seinem indischen Exil in Dharamsala organisiert er alle zwei Jahre wissenschaftliche Konferenzen zum Thema "Mind and life".