Angela Merkel empfängt den Dalai Lama

Nicht selbstverständlich

So manchen Rückzieher hat es schon gegeben. Regierungen, wie zuletzt die belgische, die quasi in letzter Sekunde Sekunde den Dalai Lama doch nicht mehr sehen wollten. Oder konnten? Der Einfluss Pekings ist zu groß, werfen Kritiker dem Westen dann immer vor. Auch Gerhard Schröder hat das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter 2005 nicht empfangen wollen. Die damalige Oppositionsführerin Angela Merkel schon. Und als Bundeskanzlerin will sie das Treffen nun wiederholen.

 (DR)

"Kontinuität der bisherigen Treffen mit Religionsführern"
Merkel (CDU) will den Dalai Lama am 23. September im Kanzleramt empfangen. Das bestätigte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Freitag in Berlin. Merkel wolle mit dem Friedensnobelpreisträger zu einem privaten Gedankenaustausch zusammenkommen. Sie sehe die Begegnung in der Kontinuität ihrer bisherigen Treffen mit Religionsführern. Das Oberhaupt des tibetischen Buddhismus war zuletzt im Juli in Deutschland.

Wilhelm äußerte sich auch zu der politischen Bedeutung des Treffens gegenüber China. Die Bundesregierung erörtere die Tibet-Problematik und Menschenrechtsfragen immer wieder mit der chinesischen Seite. Zudem gebe es auch "die ein oder andere Aktivität" der chinesischen Führung mit Emissären des Dalai Lama.

Merkel hatte Mitte Juni 2005, als sie Oppositionsführerin war, das buddhistische Religionsoberhaupt im Reichstag getroffen.
Damals empfing ihn auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, nicht jedoch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD).

Menschenrechtler begrüßen Treffen

Die International Campaign for Tibet Deutschland (ICT) begrüßt das angekündigte Treffen. "Das Treffen ist ein wichtiges Zeichen der Unterstützung für Tibet und insbesondere für die Politik des Dalai Lama", erklärte am Freitag ICT-Geschäftsführer Kai Müller in Berlin.

"Die Tibeter brauchen mehr denn je internationale Unterstützung und Deutschland kann eine wichtige Vorreiterrolle einnehmen", so Müller weiter. Ferner setze die Bundeskanzlerin damit insbesondere vor den Olympischen Spielen in Peking ein enorm wichtiges Zeichen für die Menschenrechte in Tibet.

Hintergrund: Der Buddhismus
Nach dem Einmarsch chinesischer Truppen 1950 musste das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter 1959 endgültig ins indische Exil fliehen, wo er bis heute lebt. In zahlreichen Auslandsreisen wirbt der Dalai Lama für ein Tibet unter chinesischer Oberhoheit bei Gewährung echter Autonomie. Im Oktober 2006 war der Dalai Lama in Audienz bei Papst Benedikt XVI. im Vatikan.

Der Buddhismus ist eine der ältesten Weltreligionen. Ihr gehören nach Schätzungen weltweit zwischen 350 und 450 Millionen Menschen an. Die Zahl der deutschen Buddhisten gibt die Deutsche Buddhistische Union (DBU) mit Sitz in München mit rund 100.000 an. Hinzu kommen rund 120.000 in der Bundesrepublik lebende Buddhisten aus asiatischen Ländern, vor allem aus Thailand und Vietnam.