Auch Katholiken mischen beim Kirchentag in Köln mit

Mahner, Popstars, Christen

Ungeachtet der Diskussion um ein gemeinsames Abendmahl: Der Evangelische Kirchentag in Köln soll auch im Zeichen der Ökumene stehen. Prominente Katholiken wie NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers besuchen in diesen Tagen Veranstaltungen und debattieren mit. Und manchmal kann es sogar passieren, dass ein Mönch wie ein Popstar empfangen wird.

 (DR)

Benediktiner Anselm Grün: Halle überfüllt
Der Benediktinermönch Anselm Grün zieht beim evangelischen Kirchentag in Köln die Massen auf sich. Die Halle auf dem Messegelände, in der der Ordensmann am Freitagmorgen eine Bibelarbeit hielt, musste bereits eine Viertelstunde vor Beginn für weitere Besucher geschlossen werden.

Tausende drängten sich bereits dort und warteten gespannt auf den Auftritt des Mönchs und Buchautors aus der fränkischen Abtei Münsterschwarzach. Pater Anselm sprach über einen Text aus dem Buch Jeremia im Alten

Rüttgers: Entwicklungsländer müssen mehr Einfluss bekommen
Für eine "Globalisierung mit menschlichem Antlitz" hat sich Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers ausgesprochen. Beim Kirchentag in Köln forderte er am Donnerstag zugleich eine Reform der Weltwirtschaftsordnung, die nicht reiner Marktideologie und einer rein materialistischen Weltsicht folge.

"Die Entwicklungsländer müssen stärker in die Lenkung der weltwirtschaftlichen Entwicklung eingebunden werden", sagte der stellvertretende CDU-Vorsitzende. Die internationale Finanzarchitektur müsse so reformiert werden, dass "Investition und nicht Spekulation die eindeutige Leitlinie des Kapitalverkehrs wird."

Rüttgers verteidigt G8-Gipfel
Rüttgers nahm die in Heiligendamm tagenden Staats- und Regierungschefs der G-8 in Schutz. Auch sie fühlten sich verantwortlich für den Kampf gegen den Hunger in der Welt: "Vor diesem Hintergrund wünsche ich mir, dass nicht sofort das Urteil gefällt wird vom sicheren Port derer aus, die rein moralisch an die Sache herangehen."

Die führenden Industrienationen hätten die Bekämpfung von Hunger, Seuchen und Armut gerade in Afrika ganz oben auf die Agenda gesetzt. Die Bundesregierung wolle auf dem Gipfel ein zusätzliches milliardenschweres Hilfspaket für Afrika auf den Weg bringen. Auch NRW werde sein Engagement in Afrika verstärken, unter anderem mit einer Partnerschaft mit Ghana.

Der Ministerpräsident verwies zugleich auf die Chancen der Globalisierung. Sie schaffe weltweit mehr Wohlstand. Allein in den vergangenen zwölf Jahren habe sich das Weltbruttosozialprodukt mehr als verdoppelt und der Welthandel mehr als verdreifacht. "Das ist historisch ohne Beispiel."

Blüm fordert mehr Anstrengungen für die Ökumene
Unterdessen hat der frühere Sozialminister Norbert Blüm mehr Anstrengungen für ein Zusammengehen der großen Kirchen gefordert. "Normal ist die Trennung von Katholiken und Protestanten nicht, das ist eine Wunde", kritisierte Blüm am Donnerstagabend.

Der Präsident des Zentralrats der Katholiken, Joachim Meyer, und der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich halten ein gemeinsames Abendmahl von Protestanten und Katholiken in den nächsten Jahren für nicht wahrscheinlich. Nach anfänglichen Hoffnungen habe sich gezeigt, dass es in diesem Punkt doch sehr unterschiedliche Vorstellungen gebe. Der Ökumenische Kirchentag 2010 in München und die Vorbereitungen "bringen uns auf dem Weg voran".