Afghanistan-Kenner wertet im domradio das Treffen von Angela Merkel und Hamid Karsai als "enorm wichtig"

"Es muss noch viel getan werden"

Als "enorm wichtig" hat der Afghanistan-Kenner Dr. Conrad Schetter das Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Afghanistans Präsident Hamid Karsai gewertet. So habe Karsai für die Entwicklung seines Landes werben können. Gleichzeitig kritisierte Scheffer im domradio-Interview die deutsche Aufbauarbeit. Berlin habe in den vergangenen Jahre zu wenig in die Polizeiausbildung investiert.

 (DR)

"Karsai trägt eine Mitschuld"
Aber auch Karsai habe Fehler gemacht: "Er trägt eine Mitschuld für den Vertrauensverlust im Land. Er hat in sehr vielen Personalentscheidungen die falschen Leute in die Positionen gehoben."

Schetter hat zahlreiche Publikationen über Afghanistan veröffentlicht, darunter die "Kleine Geschichte Afghanistans" (München 2004, Verlag C.H. Beck). Er arbeitet am Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn.

Karsai: Weiteres staatliches Eingreifen
Deutschland wird sich nach den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auch weiterhin beim Wiederaufbau in Afghanistan engagieren. Dabei sei die Verbindung von militärischer Unterstützung und ziviler Hilfe "der richtige Ansatz", sagte Merkel am Montag nach dem Treffen in Berlin. Karsai hatte zuvor um weitere Hilfen insbesondere der Wirtschaft geworben.

Merkel und Karsai unterstrichen, beim Wiederaufbau gebe es noch einen enormen Handlungsbedarf. Vor allem der Energiesektor brauche ausländische Hilfe. Zugleich mahnte Merkel, dass die afghanische Regierung stärker gegen Korruption und Drogenanbau vorgehen müsse. Karsai versprach ein weiteres staatliches Eingreifen. Allerdings dürfe kein falsches Bild von Afghanistan gezeichnet werden. In den vergangenen fünf Jahren habe das Land "enorme Fortschritte" gemacht.

Zurückhaltend äußerte sich Karsai zu möglichen Wünschen nach einem stärkeren deutschen Militärengagement vor allem im Süden des Landes. Dies sei "eine rein deutsche Entscheidung". Zugleich dankte der Präsident für die Entsendung der Aufklärungs-"Tornados" der Bundeswehr, die über die militärische Hilfe hinaus ein wichtiges "psychologisches Element" sei, das zeige, dass Afghanistan in seinem Kampf nicht alleine stehe.