Auch Münsteraner Theologen stellen sich hinter Sobrino

Geht es um Macht oder um Glaubensfragen?

Ordensleute und Theologen aus Deutschland haben das Vorgehen des Vatikan gegen den salvadorianischen Befreiungstheologen Jon Sobrino heftig kritisiert. In einer am Mittwoch in Münster veröffentlichten Erklärung stellen sie die Frage, ob es Rom mehr um eine Machtauseinandersetzung als um eine Auseinandersetzung um Glaubensfragen gehe. Mit Blick auf die Maßregelung Sobrinos fragen die Unterzeichner zugleich, wie ernst es die Kirche mit ihrer "Option für die Armen" meine.

 (DR)

Wer sich zu deutlich auf die Seite der Armen und Leidenden stelle, habe in dieser Welt immer weniger Platz. Die Erklärung ist unterzeichnet von der Missionszentrale der Franziskaner in Bonn, dem Missionssekretariat der Steyler Missionarinnen in Deutschland, der Christlichen Initiative internationales Lernen, der Christlichen Initiative Romero, dem Freckenhorster Kreis, der "Initiative Kirche von unten" in Bonn, dem "Institut für Theologie und Politik in Münster sowie von Wir sind Kirche in Dachau.

Für viele Christen stelle die Theologie und das Handeln an der Seite der Armen die einzige Hoffnung und die einzige Zukunft für die Kirche dar, heißt es in der Erklärung weiter. Die Unterzeichner verweisen zudem dass der Befreiungstheologe von der Universität Graz für sein Lebenswerk "im Dienst der Gerechtigkeit und des Friedens" geehrt worden.

Auch Münsteraner Theologen stellen sich hinter Sobrino
Die vatikanische Maßregelung des salvadorianischen Befreiungstheologen Jon Sobrino stößt auch auf Kritik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster. Die von der Römischen Glaubenskongregation angesprochenen Sachfragen sollten Gegenstand eines theologischen Diskurses bleiben, heißt es in einer am Donnerstag in Münster veröffentlichten Erklärung: "Dies kann und muss aber im Geist evangelischer Freiheit geschehen."

Die Fakultät hatte Sobrino im Jahr 1998 mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Sie sieht nun keinen Anlass, "die darin zum Ausdruck gekommene hohe Wertschätzung des theologischen Werkes wie des Glaubenszeugnisses Jon Sobrinos in irgendeiner Hinsicht zu revidieren". Vielmehr nimmt sie die "Notifikation" der Glaubenskongregation "mit Betroffenheit" zur Kenntnis. Der 68-jährige Jesuit verbinde wissenschaftliche Arbeit mit mutigem Engagement für Gerechtigkeit und Frieden.

"Befreiungstheologie muss parteiisch sein"
Die Münsteraner Wissenschaftler betonen, dass von einer Theologie, "die sich der Reich Gottes Verkündigung Jesu verpflichtet weiß", Parteilichkeit zu fordern sei. Wörtlich erklären sie: "Wie anders könnte sie theologisch zur Geltung gebracht werden als in Solidarität mit den Armen und Unterdrückten in Lateinamerika und in der ganzen Welt?"