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Nur noch ein bisschen Mutter

Heute ist Muttertag. Manchmal denken meine Kinder daran. Meistens nicht. Und das ist sehr in Ordnung so.

Schließlich habe ich, als die Kinder klein waren, selber keinen Wert auf Muttertag gelegt. Das kam erst von außen, mit Kindergarten und Grundschule.

Da gab es bemalte Blumentöpfe, glitzernd beklebte Herzen und aufgebackene Brötchen zum Frühstück.

Schon alleine ihre Augen, alleine ihr Eifer, mir eine Freude zu machen, hat mein Herz immer im selben Moment schmelzen lassen.

Und für den ganzen Tag war es mir egal, dass ich eigentlich die kommerzialisierte, kapitalisierte Form der Mutterehrung ablehne.

Aber nun, diese Zeiten sind natürlich vorbei.

Interessanterweise aber ist der Muttertag seit den Kindertagen meiner Kinder doch ein Thema für mich. Also, nicht wirklich der Muttertag.

Aber das Muttersein.

Präziser die Frage: Was für eine Mutter bin ich eigentlich. Heute? Wo meine Kinder doch ganz überwiegend aus dem Haus sind?

Nur eines wohnt noch fest hier, eines vielleicht zur Hälfte der Zeit und die anderen sind hier zwar noch angebunden, kommen aber nur in den Ferien.

Okay, wenn der Jüngste abends mit dem Hund mit mir gehen will, weil er erzählen will, was ihn untertags in Betrieb oder Berufsschule beschäftigt hat – dann fühlt sich das an, wie sich das Muttersein seit bald 25 Jahren anfühlt.

Aber sonst? Die Frage bleibt: Was ist mit den restlichen 23 Stunden am Tag? Bin ich da überhaupt noch Mutter? Und falls, ja, welche?

Heute, am Muttertag, schallt die Frage besonders laut durch meinen Garten, ruft sich mir in Erinnerung. Hätte gerne eine Antwort.

Ehrlich gesagt, weiß ich die Antwort nicht.

Was ich sicher weiß, ist: Meine Kinder brauchen mich nicht mehr. Manchmal haben sie eine Frage, oder eine Bitte. Oder sie erleben etwas Großartiges oder Furchtbares und wollen das mit mir teilen.

Dann freue ich mich.

Und dann, bin ich ein ganz kleines bisschen, doch noch Mutter.

Was ich aber sicher weiß, ist: Meine Kinder sollen sich nie, wirklich niemals, verpflichtet fühlen. Ich wollte Kinder. Das war meine Entscheidung. Und ich hatte das Wunder, sie aufwachsen zu sehen.

Meine Kinder haben mir ihr Vertrauen und auch ihre Liebe geschenkt. Das ist wunderbar. Und mehr geht sowieso nicht.

Jetzt sollen sie frei sein, sollen weder Verpflichtung und schon gar keine Schuld fühlen.

Und schon dreimal nicht an Muttertag.