WunderBar

WunderBar - Abschied drei: Die WunderBar

Alles hat seine Zeit. Eine Zeit für den Anfang und eine Zeit für das Ende. Heute ist Zeit für ein Ende. Heute sage ich an dieser Stelle und mit dieser letzten Ausgabe meiner Kolumne der WunderBar: Adieu.

Aber ich sage auch Danke. Danke für die vielen Rückmeldungen. Gleich zweimal haben mir Menschen bei einer Lesung erzählt, dass sie sich sonntagmorgens den Wecker stellen, weil sie die WunderBar so gerne hören und nicht verpassen wollten. Z.B.

Einmal sagte eine Studentin: Die WunderBar ist immer ein Lichtblick am Sonntagmorgen für mich. Einmal sagte ein junger Mann: Wenn ich die WunderBar höre, ist für diese Zeit die Welt in Ordnung.

Oder, vor kurzem, schrieb mir eine Hörerin: „Seit vielen Jahren begleitet mich Ihr Podcast "WunderBar" beim Domradio. Wann immer mich das Gefühl der Mutlosigkeit oder auch Einsamkeit beschleicht, oder ich einmal ein paar Minuten für mich mit einer Tasse Kaffee habe, höre ich mir gerne die unterschiedlichsten Folgen an. Immer wieder. Diese warme Erzählstimme, die Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht darin, bestärken mich immer wieder in meinem schwierigen Alltag.“

Diese Rückmeldungen waren, wirklich, wunderbar für mich. Gaben sie mir doch das Gefühl, dass das, was ich da die letzten mehr als zehn Jahre jeden Sonn- und Feiertag gemacht habe, hilfreich war.

Als ich damals im Flur von meiner Kollegin gefragt wurde, ob ich einen Beitrag für den Sonntagmorgen machen wolle, habe ich mich gefreut.

Und eine Weile überlegt, was genau ich will. Habe viele andere Kolumnen studiert. Und gemerkt: viele Kolleg:innen nutzen ihre Kolumnen, um sich zu empören. Professionelle Empörung. Kann man machen. Find’ ich aber letztlich nicht hilfreich.

Wenn ich mich aus Prinzip jede Woche empören muss, bin ich immer nur auf der Suche nach dem, was schiefläuft, entsteht eine Welt, in der am Ende niemand mehr leben will.

So bin ich aufs Wundern gekommen. Denn: Natürlich muss man sich empören, wenn etwas wirklich aufregend falsch ist. Aber nur dann.

Wundern kann man über sich über alles. Auch über das, was schiefläuft. Aber noch viel mehr über das Gute, das Schöne. Wenn Menschen nicht fragen, wo kann ich was bekommen oder klagen, dass sie zu kurz kommen. Sondern fragen: Wo ist es gut und was kann ich tun?

Und, wie sagte der Menschenrechtsaktivist Rupert Neudeck so schön: Es gibt keine Ausrede. Jeder kann was tun.

So ist es. Wir alle haben unendliche viele Möglichkeiten, einen Unterschied zu machen. Fragen Sie mal, welchen Unterschied auch nur ein freundlicher Mensch am Bankschalter oder an der Supermarktkasse macht. Ganz gleich, ob als Kunde oder auf der anderen Seite.

Erst recht, welchen Unterschied hier ein bisschen Zivilcourage, dort ein bisschen moralische oder tatkräftige Solidarität oder auch nur eine kleine, liebevolle Karte zu einem Todesfall macht.

Gar nicht zu reden von dem Unterschied, wenn wir uns zusammentun, wenn wir gemeinsam kämpfen.

All das macht einen riesigen Unterschied. Deswegen habe ich so viele, kleine und große Geschichten erzählt.

Habe vom Zusammenhang von coeur und courage, also Herz und Mut, erzählt. Und hoffentlich ermutigt, 100-mal am Tag auf das eigene Herz zu hören. Und weil im Herzen der Mut wohnt, braucht man nur noch beherzt die Hand auszustrecken.

Beherzt die Hand zu reichen, wird im Moment immer wichtiger. Im Kleinen, wie im Großen. Nicht müde, der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu werden. Nur, weil es uns etwas kostet. Nicht müde zu werden, für unsere Kinder, den Klimawandel aufzuhalten.

So klein unser Spielraum ist: Wir haben immer eine Wahl. Wir können das. Wenn jede und jeder das tut, was nur er oder sie tun kann, dann schaffen wir eine Welt, in der wir gerne leben.  Das wäre wunderbar. Wählen Sie gut. Und leben Sie gut. Ihre Angela Krumpen.