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Happy End macht happy Mensch

Als Ahmad seine Jacke anzieht, strahlt er: „Das war so ein schöner Abend.“

In der Tat, was für ein schöner Abend. Wir haben gegessen, gespielt und gelacht. Sechs Jahre schon kennen wir Ahmad, zum Essen geblieben ist der schüchterne junge Mann aus einem westafrikanischen Land noch nie.

Was für ein langer Weg liegt hinter Ahmad. Durch die Wüste, übers Meer. Und auch am Niederrhein bleibt es schwer.

Kennengelernt haben wir Ahmad, weil er beim Frühstück in unserer Schule half, damit kein Kind mit leerem Bauch lernen muss.

Die Kinder halfen mit:  Die Große vermittelte Ahmad eine Arbeit als Erntehelfer, der Große übersetzte bei der Einstellung. Ahmad ist ein zuverlässiger, guter Arbeiter. Bald wird er befördert und unbefristet angestellt.

Trotz Verfolgung durch einen Mob, ich habe seine Gefängnisunterlagen gelesen, wird sein Asylantrag abgelehnt. Zugang zu Integrations- oder Sprachkursen hatte er deshalb nie.

Ahmad besucht einen VHS-Kurs, aber einmal die Woche und nach zehn Stunden Erntearbeit bleibt das Deutschlernen mühsam.

Schließlich hängt seine Zukunft am seidenen Faden, immer wieder hat Ahmad panische Ängste, er könne abgeschoben werden.

Irgendwann kann er nicht mehr. Nach fünf Jahren, im letzten Winter, steht er an einem kalten Abend auf der Auffahrt, will untertauchen, ist nur noch mal gekommen, um sich zu verabschieden.

Unter Einsatz aller Kräfte können wir das Schlimmste verhindern. Tagelang ringen wir miteinander. Doch die Krise wird zur Wende: Auf der Suche nach Argumenten finden sich Landsmänner in Düsseldorf, gemeinsam gewinnen wir sein Vertrauen zurück.

Ahmad bekommt einen Platz im Integrationsprogramm vom Land NRW: Förderbausteine für junge Männer zwischen 17 und 27, die arbeiten, aber nur geduldet sind. Ahmad folgt dem Unterricht, online und offline. Abends und am Wochenende.

Ein Wechsel der Sachbearbeiterin bringt die zweite Wende. Sein Fall wird neu geprüft. Jetzt bekommt er tatsächlich eine Beschäftigungsduldung. Jetzt bekommt er eine Zukunft.

Heimlich lade ich zu einer kleinen Überraschungsparty ein. Die Große kommt extra angefahren.

Als Ahmad kommt, steht ein afrikanisches Essen auf dem Tisch, wir stehen rundherum. Zum ersten Mal überhaupt nimmt Ahmad Platz in unserer Runde. Von Viertelstunde zu Viertelstunde entspannt er sich mehr.

Schließlich sitzt da ein neuer Mensch. Ahmad lacht und scherzt, genießt das Essen, gewinnt im Spiel.

Das Happy End, das glückliche Ende, hat aus Ahmad einen glücklichen Mann gemacht. So wunderbar.