Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Wenn die Dornen Rosen tragen

Im thüringischen Eichsfeld, wo ich geboren und aufgewachsen bin, gibt es viele Wallfahrtsorte und die meisten sind Marienwallfahrtsorte.

Der bekannteste ist sicher Etzelsbach geworden, weil Papst Benedikt dort 2011 mit 90.000 Eichsfeldern eine Vesper gebetet hat.

Eines der Wallfahrtslieder zur Gottesmutter ist das berühmte "Maria durch ein Dornwald ging", das aus dieser Gegend stammt. Ich kenne es von Kindheit an und ich mochte es wegen der schönen Melodie, aber auch wegen des etwas geheimnisvollen Textes.

Es wird die Szene besungen, dass sich Maria aufmacht, um ihre Verwandte Elisabeth zu besuchen, die etwa hundert Kilometer entfernt im Bergland von Judäa wohnt und ebenso schwanger ist. Für eine 14-jährige junge Frau ist dieser Weg voller Dornen und Gefahren. Aber ihre gesamte Situation ist mehr als mühsam. Seit der Verkündigung durch den Engel hat sie ihr Leben Gott anvertraut.

Sie trägt den Sohn Gottes und kann es ihren Mitmenschen und ihrem Umfeld nicht vermitteln. Josef, ihr Verlobter, weiß noch von nichts. Die Eltern sind entsetzt und die Nachbarn tuscheln. Die Freundinnen wissen genau, dass das schief gehen wird, wenn das bekannt wird. Und so weiter und so fort.

Aber etwas ist anders. Sie geht diesen Weg nicht allein. Sie geht ihn mit dem, dem sie Mutter werden wird, und in diesem Glauben und ziemlich grenzenlosem Vertrauen tragen sogar die Dornen am Ende Rosen.

Keine Angst, die Dornen sind nicht weg, sie sind weiterhin lästig und stachelig und gefährlich. Aber sie tragen die Rosen eines tiefen Gottvertrauens und den Duft einer großen göttlichen Liebe.

Themen