Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Wem gilt eigentlich meine ganze Aufmerksamkeit?

Wenn ich dienstags ins Mutter-Kind-Haus gegangen bin, gab es oft sehr angeregte Gespräche mit den jungen Frauen. Ich bin ja dort, zum einen als Ordensfrau im Habit und zum anderen wegen meines Alters, mindestens dreimal so alt wie die jungen Mamas hier, immer irgendwie Exotin. Und das macht sie neugierig und ganz oft hören sie in vielen Dingen tatsächlich auf mich.

Dann ging es mal wieder ums Smartphone. Eine Mama hat immer das Smartphone dabei und daddelt und telefoniert und schreibt und sucht – egal ob sie ihr Kind auf dem Arm hat, oder ihm das Fläschchen gibt. Und eine andere junge Frau, mit der ich darüber schon vor Monaten gesprochen mal hatte, hat nun quasi meine Worte benutzt, um ihrer Kollegin zu sagen, dass es nicht so toll ist, das Telefon zu nutzen, während das Baby dabei ist: Dann denkt doch Dein Kind, das dieses komische schwarze Ding das wichtigste in Deinem Leben ist und wird, sobald es kann versuchen, dieses schwarze Ding zu bekommen und zu beherrschen. Ganz erschrocken hat die junge Frau das Handy weggesteckt und ganz ungläubig gefragt, ob das wirklich so ist.

Da ist mir noch mal klar geworden, dass wir selbst in unserem Alltag immer mal schauen müssten: Wem gilt eigentlich meine ganze Aufmerksamkeit, wer oder was fesselt mich, wofür habe ich immer Zeit, was schaue ich immer wieder an?
Von der Heiligen Klara von Assisi gibt es ein schönes Wort. Sie hat einmal gesagt: "Im Anschauen Deines Bildes o Herr, werde ich verwandelt in Dein Bild."

In unser heutiges Verständnis übersetzt könnte das heißen: Wenn ich jeden Tag eine Zeit damit verbringe auf Jesus zu schauen, ein Bild oder ein Kreuz zu betrachten, seine Worte zu lesen, sie in ein paar Minuten Stille mal zu bedenken, dann werde ich nach und nach von ihm geprägt: von seiner Liebe und Güte, von seinem Engagement für die Armen, von seinem Eifer für das Reich Gottes. Und ich werde IHM ähnlicher, dem ich meine Aufmerksamkeit gebe.

Themen