Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Warum hilft der Gott des Friedens nicht?

Über den Krieg brauchen wir nicht zu reden. Er macht sprachlos, weil er so unsinnig, so schrecklich, so unlogisch, so verachtend, so entsetzlich ist. Das ist die eine Seite.
Die andere Seite ist, dass es seit Jahren Krieg im Jemen und Krieg in Syrien gibt. Aber der ist irgendwie weit weg. Sind wir ehrlich: dieser Überfall Russlands auf die Ukraine macht uns so sprachlos und entsetzt, weil er so nahe ist. Er rückt uns Europäern auf die Haut, weil es nur 1000 Kilometer sind. Und unser Entsetzen ist so groß, weil unsere Angst so groß ist, dass der Krieg auch auf unser Land zurollen könnte. Und kann.
Und es gibt eine weitere Seite: die ungebrochene Hilfsbereitschaft der Menschen in den Nachbarländern, besonders in Polen, die sich in den letzten Jahren in der Sorge um Flüchtlinge nicht gerade positiv hervorgetan haben und in unserem eigenen Land. Es ist, als seien wir ja jetzt schon geübt darin, Spendenaufrufe, LKW-Transporte, Sachspenden und Hilfsgelder. Und dann die unendlichen Aufrufe zu Demos und Friedensgebeten.
Und mitten darin, von gläubigen Menschen ausgesprochen: ein atemloser Zweifel: Warum hilft dieser Gott, der doch ein Gott des Friedens ist, warum hilft er nicht? Ich glaube, hoffe und bete, dass er hilft und bete deshalb mit ihnen das ökumenische Friedensgebet dieser Tage, das alles ausdrückt und alles sagt und trotzdem hofft:

„Gütiger Gott, wir sehnen uns danach,
miteinander in Frieden zu leben.

Wenn Egoismus und Ungerechtigkeit überhandnehmen,
wenn Gewalt zwischen Menschen ausbricht,
wenn Versöhnung nicht möglich erscheint,
bist du es, der uns Hoffnung auf Frieden schenkt.

Wenn Unterschiede in Sprache,
Kultur oder Glauben uns vergessen lassen,
dass wir deine Geschöpfe sind und
dass du uns die Schöpfung als gemeinsame
Heimat anvertraut hast,
bist du es, der uns Hoffnung auf Frieden schenkt.

Wenn Menschen gegen Menschen ausgespielt werden,
wenn Macht ausgenutzt wird,
um andere auszubeuten,
wenn Tatsachen verdreht werden,
um andere zu täuschen, bist du es,
der uns Hoffnung auf Frieden schenkt.

Lehre uns, gerecht und fürsorglich
miteinander umzugehen und der
Korruption zu widerstehen.
Schenke uns mutige Frauen und Männer,
die die Wunden heilen, die Hass und Gewalt
an Leib und Seele hinterlassen.

Lass uns die richtigen Worte, Gesten und
Mittel finden, um den Frieden zu fördern.
In welcher Sprache wir dich auch als
„Fürst des Friedens“ bekennen,
lass unsere Stimmen laut vernehmbar sein
gegen Gewalt und gegen Unrecht.
Amen.“

 

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