Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Vorsicht vor der brüllenden Masse

Die Straßen sind leerer, bei uns hier. Es sind Osterferien und viele sind aufgebrochen in ihre Osterferienziele. Und seit Tagen gibt es in den Medien einen ziemlichen Rummel um die Ferien einer Ministerin im vergangenen Sommer. Als damalige Umweltministerin in Rheinland-Pfalz ist sie, nur 10 Tage nach der verheerenden Flut im Juli 21 mit vielen Todesopfern und unglaublichen Verwüstungen in Dörfern und Städten, mit ihrer Familie in den Sommerurlaub nach Frankreich gefahren. Für vier Wochen.

Vor ein paar Tagen hat sie sich dafür entschuldigt. In einem sehr emotionalen Video erklärt sie sich und gibt an, dass die Krankheit ihres Mannes, die Coronabelastung mit vier kleinen Kindern, ihr Engagement im Wahlkampf und ein geschäftsführend übernommenes zweites Ressort einfach zu viel geworden sind und sie diesen Urlaub als Familie dringend gebraucht haben.
Und? Was machen wir da mit einem Menschen? Die einen debattieren, ob diese Entschuldigung nun ein Zeichen vor Stärke oder eher von Schwäche ist, die anderen fragen, ob sie nicht ohnehin überfordert oder zu sensibel sei, die anderen sprechen von Mut und wieder andere von Ablenkung von ihren schwachen Leistungen als Ministerin.

Ja klar, wenn man ein solches Amt übernimmt, muss man vorher klären, ob man den Zumutungen einer solchen Aufgabe standhalten kann. Aber auch Politikerinnen sind doch auch verletzliche Menschen, die an Grenzen geraten und auch mal falsche Entscheidungen treffen. Das Beurteilen und Verurteilen von Menschen ist täglich gang und gäbe. Wir checken geradezu intuitiv ab, wie wer wann was gemacht hat und was wir selbst davon halten. Das ist menschlich und zunächst nicht schlimm. Schlimm wird es erst, wenn wir unsere Urteile über andere verletzend und ehrabschneidend in die Welt posaunen und dem Gegenüber keine Chance mehr lassen.

In dieser Woche lesen wir in den Evangelien:
Jesus steht vor Pilatus und dieser findet keine Schuld an ihm. Aber die Meute, die aufgehetzte Menge, brüllt so lange, bis er Angst bekommt, der brüllenden Masse nachgibt und dieses ängstliche Nachgeben für Jesus tödlich endet.
Brüllende Masse kann auch heute noch lebensentscheidend werden. Bedenken wir das in allem was wir tun und lassen, sagen oder weiterverbreiten.

 

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