Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Unsere Kirche sollte bunt und vielfältig sein!

Ein neuer Trend in Großstädten ist, dass Familien, die sich ein eigenes Haus nicht leisten können, einen Kleingarten, einen Schrebergarten pachten. Lange galt die Kleingärtnerei als spießig und nur was für ältere Leute. Doch längst gibt es in Städten wie Köln oder Berlin lange Wartelisten, weil die Gärten mittlerweile auch bei jungen Menschen sehr beliebt sind. Und so ein eigener Garten ist ja auch was Herrliches: Man kann darin das eigene Gemüse pflanzen, die Kinder tollen auf dem Rasen herum und Grillen kann man da natürlich auch ganz wunderbar. 

Nun gibt es Kleingärten, die sehen sehr gepflegt aus, der Rasen scheint wie mit der Nagelschere geschnitten, jedes Unkraut wird sofort ausgerissen. Dann gibt es Garten, da stehen Spielgeräte drin, man sieht sofort, dass da eine junge Familie die Parzelle bewirtschaftet. Meistens sind solche Gärten nicht ganz picobello aufgeräumt. Dafür sehen sie für mich irgendwie lebendiger, man könnte auch sagen, natürlicher aus.

Die Kunst besteht nun darin, dass alle Pächter trotz der Unterschiede gut miteinander auskommen. Der Rentner mit viel Zeit und großer Liebe zur Sorgfalt muss akzeptieren, dass die Nachbarn als Familie den Garten eher zur Freizeit nutzen und nicht ständig den Rasen mähen oder Unkraut jäten. Aber auch sie müssen Rücksicht auf Ruhezeiten und Ähnliches nehmen. In gegenseitiger Toleranz können dann alle ihre Gärten genießen. 

Ein bisschen ist das wie in der Kirche. Auch bei uns Christinnen und Christen gibt es ein unterschiedliches Verständnis, was in der Kirche geht, was nicht geht und am besten gleich verboten werden sollte und so weiter. Ich finde es aber wichtig, dass wir uns, auch wenn wir manchmal in Glaubens- und Kirchenfragen sehr unterschiedlich ticken, nicht immer gleich das Katholisch-Sein absprechen. 

Urteile wie "Das ist nicht mehr katholisch" sind schnell dahin gesprochen und sorgen oft genug vor allem für Bequemlichkeit bei demjenigen, der das gesagt hat. Denn wenn man sich sicher ist, dass nur der eigene Weg der richtige ist, braucht man sich mit den Argumenten der anderen gar nicht mehr auseinanderzusetzen. Aber ich glaube, unsere Kirche sollte bunt und vielfältig sein. Wagen wir also den Blick über den eigenen Gartenzaun!

Themen