Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Um barmherzig zu sein, brauchen wir Gottes Barmherzigkeit!

Neben den leiblichen Werken der Barmherzigkeit, die wir gestern angeschaut haben, gibt es auch die geistigen Werke der Barmherzigkeit, die vielen von uns nicht so geläufig sind.

Das sind: Unwissende lehren, Zweifelnde beraten, Trauernde trösten, Sünder zurechtweise, Beleidigern gern verzeihen, Lästige geduldig ertragen, für Lebende und Verstorbene beten.

Bei jedem Einzelnen dieser Werke spüre ich relativ schnell, wie ich an meine Grenzen gerate. Unwissende lehren scheint mir Aufgabe der Lehr- und Erziehungsberufe zu sein, aber das allein ist es ja nicht. Auch in vielen Glaubensfragen herrscht eine große Unwissenheit und wir wagen kaum, unseren Auftrag der Verkündigung wahr zu nehmen. Beleidigern gern verzeihen klingt wirklich schwierig, weil man schon spürt, wenn ich beleidigt werde, wie schwer mich das trifft und wie mühsam es ist, die Kurve zu bekommen um auch ihn mit den liebenden Augen Gottes anzuschauen. Lästige geduldig ertragen scheint mir eine sehr heroische Aufgabe zu sein. Jeder von ihnen kennt lästige Menschen in Familie und Umfeld, die ertragen werden müssen und es eine wirkliche Aufgabe ist, es zu tun ohne denjenigen spüren zu lassen, dass er mir lästig ist. Trauernde trösten fällt vielen Menschen immer schwerer, weil sie kaum noch geübt sind im Aushalten und Mitgehen mit den Schritten Trauernder.

Alle Werke der Barmherzigkeit haben gesellschaftliche, politische und öffentliche Dimensionen, jedoch wird in den geistigen Werken das darüber hinaus gehende seelische und geistige Heil angesprochen, das oftmals nötiger als eine materielle Unterstützung ist. Eine rein materielle Barmherzigkeit allein wird der mitmenschlichen Erwartung nicht gerecht, ebenso wenig wie eine Gerechtigkeit, die ohne Barmherzigkeit auszukommen meint.

Die geistigen Werke verweisen auch auf die Herausforderungen, denen sich ein "barmherziges" Leben ausgesetzt sieht. Die Menschlichkeit, die in den Werken der Barmherzigkeit beschrieben wird, geht über unsere menschlichen Kräfte hinaus. Ohne die Barmherzigkeit Gottes gerät unsere menschliche Barmherzigkeit schnell an Grenzen.

 

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