Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Trösten, wo es nötig ist

Am letzten Sonntag haben wir im Nachbarstädtchen mit dem kleinen Frauenchor, in dem ich mitsinge, einen Evensong mitgestaltet.

Diese Form des Abendlobes kommt aus der anglikanischen Kirche und erfreut sich großer Beliebtheit.

Die kleine Basilika war voller erwartender Menschen und der Einzug mit wunderbarem Orgelklang.
Der Hymnus lautete "Komm Trost der Welt" und klingt sehr wehmütig und eher einsam und traurig.
Komm Trost der Welt, und selbst beim Singen habe ich die Sehnsucht gespürt, die eben oft genau nur beim Singen deutlich wird: denn bei Trost und trösten fällt mir häufig eher der freundlich liebevolle Trost der Mama ein, wenn sich das Kind wehgetan hat und von ihr in den Arm genommen, liebkost und getröstet wird.

Aber ist es nicht genau das? Gott sendet seinen Sohn in die Gottvergessenheit der Menschen und teilt ihr Los. Er bleibt bei Ihnen in Schmerz, Angst, Krankheit, Leid, Krieg, Anfeindung und Tod. Er leidet mit uns mit und bleibt bei uns. Und er sagt dem, der neben ihm am Pfahl hängt, das Beste zu, was er geben kann: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

Gott gibt Trost wie eine Mutter ihr Kind tröstet. Er vertröstet nicht auf bessere Zeiten oder das bestimmt bessere Danach und Später. Sein Trost ist seine Zusage: "Seht ich bin bei Euch alle Tage, bis zum Ende der Welt."
Und wer diese Zusage und diesen Trost hat, der kann auch die trösten, die mit uns leben und Trost sosehr nötig haben: in Krankheit in Leid, Krieg, Flucht und Tod.

Vielleicht ist es heute an Ihnen und mir, Trost zu geben: einem Kind, dass sich wehgetan hat, einer Flüchtenden, die Heimat sucht, einem Einsamen, der Nähe braucht, einem Kollegen, der Probleme hat.

Selbst die anderen mehrstimmigen Lieder, das schwungvolle Magnificat und das so wundervolle Vater unser von Rimski - Korsakov, haben in mir so einen nachhaltigen Klang hinterlassen wie diese dringliche Bitte: Komm Trost der Welt.

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