Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Tragen wir unsere Entscheidungen vor Gott!

In Assisi sind wir unterwegs und schauen und hören Stationen des Lebens von Franziskus und Klara und ihre Prägungen.

Bei den Elternhäusern der beiden ergab sich natürlich die Frage, nach der Prägung durch die Eltern und vielerlei Hinsicht. Auf Religion und Kultur, auf Bildung und Herzensbildung. Und die Frage an jede und jeden von uns, was uns von unseren Eltern so mitgegeben worden ist, welche Eigenschaften ich eher vom Vater, welche Prägungen ich von der Mutter habe, wem ich äußerlich und innerlich ähnlich bin, wie das abnabeln und das distanzieren gelungen ist und auch, wie ich Dinge an die eigenen Kinder und Kindeskinder weitergegeben habe.

Bei Franziskus hat der nach Reichtum und Macht strebende Vater sein restliches Leben nicht geschafft damit umzugehen, dass sein Sohn so aus der Art geschlagen ist und seine Reichtümer verschmäht hat. Und auch Franziskus hat später sehr darunter gelitten, dass er seinem Vater vor aller Augen die Klamotten vor die Füße geworfen hat und verkündet hat: „Von nun an werde ich nicht mehr sagen: Vater Pietro Bernardone, sondern nur noch Unser Vater im Himmel“ Später hat ihm das immer selbst leid getan, aber in dieser Phase des Suchens nach dem je eigenen Weg, war das so radikal notwendig.

Ich denke viele von Ihnen haben ähnliche Erfahrungen gemacht. In der Phase der Selbstfindung im eigenen Leben oder auch der eigenen Kinder, muss man manchmal radikal sein. Aber es ist nie zu spät, wieder neu zu beginnen und alte Fäden neu zu knüpfen. Franziskus hatte eine sehr schöne Version gefunden. Immer wenn er in der Stadt seinen Vater getroffen hat, und der ihn beschimpft und bedroht hat, hat er den nächst besten Bettler gebeten, ihn zu segnen.

Und bei Klara war es sogar so, dass die Verwandtschaft sie mit Gewalt aus dem Kloster nachhause holen wollte. Und erst als sie den Schleier vom Kopf gerissen und ihren kahlrasierten Kopf gezeigt hat, haben sie begriffen, dass es ihr voller Ernst war und man sie von nun an in Ruhe gelassen hat. Aber diese radikale Entscheidung hat bewirkt, später ihre eigene Schwester und sogar ihre Mutter ihr nachgefolgt ist.

Die Prägungen durch die Eltern ist das eine, die eigenen Entscheidungen dann das andere. Und vielleicht ist heute beim „Vater Unser“ die Gelegenheit, unsere Entscheidungen vor Gott zu tragen und um seinen Segen zu bitten für alles, was heute zu entscheiden ist.

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