Stilles schönes Land - Auf Pilgerwegen in der Ostschweiz

lte Pilgerwege, von Österreich oder Deutschland kommend, durchziehen die Ostschweiz. Berglandschaften, saftig grüne Wiesen, freundliche Städtchen und ungewöhnliche Herbergen begleiten den Wanderer und Pilger auf seinen stillen Wegen durch eine alte Kulturlandschaft mit einer ganz eigenen Geschichte. - Auf dem Schwabenweg: Der bekannteste Pilgerweg in der Ostschweiz ist der Schwabenweg. Von Konstanz am Bodensee führt er durch das hügelige Voralpenland des Kantons Thurgau Richtung Zürichsee, von dort nach Einsiedeln. Jakobspilger gehen seit Jahrhunderten diesen Weg. Auf halbem Weg vom Bodensee zum Zürichsee liegt in einem ruhigen Tal, am Oberlauf der Murg, das Kloster Fischingen. Hier treffen die Pilger auf Benediktiner, die für die Pilger ihre Pforte gerne öffnen und ihnen morgens für ihren weiteren Weg den Pilgersegen erteilen. - Im Appenzeller Land: Wer aus Österreich als Pilger unterwegs ist, kommt durch Appenzell. Von Rankweil aus geht es über den Rhein als Grenzfluss und hinein in die Schweizer Voralpen. Spätestens dann ist der Wanderer und Pilger raus dem Alltag. Nur noch der Klang von Bachläufen und Kuhglocken begleitet ihn den Weg hinauf. Bis auf 1000 Meter Höhe führt der Weg vorbei am Naturreservat Schwammtobel und dann, nach der kleinen Kapelle Bildstein, die zur einsamen Rast einlädt, über die grünen Wiesen des inneren Appenzeller Landes. Verstreut liegen die Höfe in den sanft geschwungenen und saftigen Weiden, den ganzen Sommer über wird gemäht, es ist ja auch die Heimat des Appenzeller Käses. Im bunten Städtchen Appenzell selbst, das seine ganz eigenen Traditionen auch der politischen Kultur hat, wird der Pilger, der im Tourismusbüro nach einer Herberge fragt, gleich rübergeschickt ins „Kloster“. Kapuzinerinnen lebten hier im Kloster Maria der Engel, mussten es aber 2008 nach fast 400 Jahren aufgeben. Weit fort können die Schwestern aber noch nicht sein, denn alles macht den Eindruck, alles hätten sie gestern noch hier gelebt, gearbeitet, gebetet. Nichts wurde verändert. Eines aber ist anders als früher: es ist nur ein Tisch für das Frühstück eingedeckt. Jakobspilger, die von Rankweil über den Appenzeller Weg herkommen, können hier im leeren Kloster übernachten, manchmal kehren Gruppen für Exerzitien ein. Sie alle tauchen ganz ein in die klösterliche Atmosphäre mit ihrer Einfachheit und tiefen Stille. Eine Stiftung führt das Kloster als Herberge. - Reiches Brauchtum: Das Appenzeller Land ist reich an stiller, schöner Natur und übers Jahr verteilt kann man auch das Brauchtum erleben, von der Alpfahrt bis zu den wilden Kläusen. Draußen auf dem Land ist dies Brauchtum lebendig und auch junge Leute machen aus tiefer Überzeugung mit. In Urnäsch, auf dem Weg der Pilger nach St. Peterzell, erzählt ein Museum davon, hält das Brauchtum in Momentaufnahmen fest. Oben irgendwo in einer der verwinkelten Stuben steht ein kleines buntes Himmelbett, erzählt vom langen anstrengenden aber auch reichen Leben hier im alten Holzhaus. Der Besucher lernt erstmals, warum ein Himmelbett überhaupt einen Himmel hat. Und der Pilger würde gern für eine Nacht darin versinken...