Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Starke Frauen in der Kirche

Ich hatte eine ältere Cousine, die Lioba hieß. Ich hatte als Jugendliche den Namen nie vorher gehört und fand ihn interessant. Und neuerdings kenne ich einige Mädchen und Frauen, die diesen Namen tragen. Ihn trug eine der starken Frauen in der Kirche im 8. Jahrhundert im Frankenreich, also im heutigen mittleren und südlichen Deutschland, die die Art des Kirche-Werdens im frühen Mittelalter sehr geprägt hat.

Lioba wird in Wessex in England um 705 geboren und einer der Verwandten der Familie ist der spätere Bonifatius, der Apostel der Deutschen. Ihre Eltern sind so glücklich über dieses einzige Kind, dass sie es Gott weihen und mit 15 Jahren zur Bildung und Erziehung in ein Benediktinerinnenkloster geben. Um 735 folgte Lioba der Bitte des Bonifatius um ihr Mitwirken; er hoffte, mit den gebildeten angelsächsischen Ordensfrauen sein Missionswerk zu veredeln. Er begann um Würzburg und in Thüringen Frauenklöster einzurichten, einen Vorposten bildete das Kloster Tauberbischofsheim. Bonifatius berief Lioba zur Äbtissin dieses Klosters und als Leiterin der übrigen von ihm gestifteten Klöster. Besonders widmete sie sich der Erziehung von Frauen und Töchtern des Adels. Auch Lioba selbst gründete in den folgenden Jahren mehrere Klöster. In Tauberbischofsheim richtete sie eine Klosterschule ein, in welcher der Lehrerinnennachwuchs für die neu gegründeten Klöster seine Ausbildung erhielt.

Lioba also, eine kluge und weitsichtige Frau, die Planen und Bauen, Gründen und Lehren, mit Beten und Singen, mit Lesen und Leben aus dem Evangelium verbunden hat. Sie hat ein Werk geschaffen, das bis heute gültig ist: Mädchen und jungen Frauen zu Bildung und Ausbildung zu verhelfen, das umliegende Land zu kultivieren und im Kontakt zu den Herrschern ihrer Zeit als besonders gütig zu dem Armen bekannt zu sein. Sie hat große Klöster gegründet und geleitet und hatte in der Kirche ihrer Zeit eine hoch angesehene Stellung. Der heilige Bonifatius, der Apostel der Deutschen, hat erkannt, dass nur Frauen und Männer zusammen diese Kirche gestalten und glaubwürdig das Evangelium Jesu Christi zu den Menschen bringen können.

Themen