Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Sinnbild für alles Leid der Mütter

Über Schmerzen redet man im Allgemeinen nicht. Man tut etwas dagegen und wenn man es nicht mehr ignorieren kann, geht man doch zum Arzt. Manchen sieht man ihre Schmerzen und Beschwerden echt an und wenn man ins Gespräch kommt, ist man verwundert, was manche Leute aushalten müssen und es auch tun, oft ohne zu klagen.

Für viele Christen ist die trauernde Gottesmutter Maria unter dem Kreuz ihres sterbenden Sohnes der Inbegriff des Schmerzes und des Mitleidens. Und jede Mutter, jeder Vater kann sich bei Kummer und Leid um ihre Kinder in dieses Bild der schmerzhaften Mutter hineinversetzen. In den Schriften des neuen Testamentes ist von den sieben Schmerzen Marias die Rede, die sie im Laufe ihres Lebens mit ihrem Sohn gelitten hat. Die Weissagung Simeons bei der Darstellung Jesu im Tempel, ihr, seiner Mutter, werde "ein Schwert durch die Seele dringen". Die Flucht vor dem Kindermörder Herodes nach Ägypten. Der Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel von Jerusalem und die drei Tage dauernde Suche nach ihm. Die Begegnung mit ihrem Sohn auf dem Kreuzweg. Das Aushalten unter dem Kreuz Jesu. Die Kreuzabnahme Jesu, in der Kunst dargestellt als "Pietà" und die Grablegung.

Und wenn ich diese sieben Schmerzen anschaue, dann ist mir so klar, warum so unendlich viele Menschen im Laufe der Geschichte genau zu Maria ihre Zuflucht genommen haben: Weil sie gespürt haben, diese Frau hat so viel Schmerz und Leid erlebt und durchgehalten, ihr können wir unser Leid klagen. Sie wird uns verstehen.

Dieses Bild der Pietà, der Mutter, die ihren toten Sohn auf dem Schoß hat und in ihren Gesichtszügen alles Leid der Welt zu haben scheint, wird zum Sinnbild für alles Leid der Mütter auch heute noch: die mit ihren Kindern auf die Flucht gehen müssen, die auf der Suche sind nach ihren entführten oder verschwundenen Kindern, die viele Kreuzwege ihrer Kinder mitgehen in Krankheit oder schweren Lebensproblemen, die bei ihnen bleiben bis zum Tod und selbst an den Gräbern die Hoffnung nicht aufgeben, dass das Leben nicht im Grab endet sondern in der Herrlichkeit des menschgewordenen Gottes.

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