Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Schauen und Sehen

Wenn ich morgens in mein Büro gehe und mich an meinen Schreibtisch setze, öffne ich meinen Computer und dann erscheint jeden Tag ein neues, bezauberndes Bild. Meist sind es unglaubliche Landschaften, die ich noch nie gesehen habe, manchmal sind es Straßenzüge in besonderem Morgen- oder Abendlicht, manchmal Tiere in ihrer Umgebung und manchmal Details oder Nahaufnahmen von einem faszinierenden Naturschauspiel – einem Regenbogen oder einem Wasserfall, blühende Alpenwiesen oder tiefe Strudel in einem sonst sehr klaren See mit ruhiger Oberfläche. Manchmal sitze ich dann da uns staune und träume und bekomme Fernweh und kann mich gar nicht sattsehen. Und dann steht heute im Stundenbuch ein Hymnus, der mir auch vom Schauen und Sehen erzählt, aber eben nicht nur. Da heißt es:

Öffne meine Augen, Herr, für die Wunder deiner Liebe.
Mit dem Blinden rufe ich:  Heiland, mache, dass ich sehe.

Öffne, meine Ohren, Herr, für den Anruf meiner Brüder.
Lass nicht zu, dass sich mein Herz ihrer großen Not verschließe.

Öffne meine Hände, Herr, Bettler stehn vor meiner Türe und erwarten ihren Anteil.
Christus, mache, dass ich teile.

Wenn es gut geht, schaffe ich schonmal beides: das Schauen und Sehen und Staunen und das Hören, aber auch das Herz öffnen und das Teilen. Weil alles zusammengehört: das Berührtwerden von der Schönheit der Schöpfung und das Bewegtwerden vom Anruf der Mitmenschen aus Not und Bedürftigkeit und das Handeln aus Nächstenliebe.

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