Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Programm für mehr als eine Adventszeit

Ambrosius von Mailand, an den die Kirche heute denkt, gehört zu den großen Kirchenvätern, den vier lateinischen Kirchenlehrern der Spätantike.

Er war aber zunächst Jurist und im Dienst des Kaisers und ungetauft. Als Politiker und Statthalter des Kaisers war er sehr geachtet, weil er Gerechtigkeit und Milde walten ließ und auf Ausgleich bedacht war. Und weil es damals um die Irrlehre des Arianismus ging, und die Christen in Mailand sehr gespalten waren, eilte er zur großen Versammlung der Christen in der Mailänder Basilika, weil er Tumulte befürchtet hat und ausgleichen wollte. Aber die Christen waren in der Basilika, um den neuen Bischof zu wählen. Und dann fiel die Wahl auf Ambrosius. Ihm hat man zugetraut, in den Richtungsstreitigkeiten der damaligen Kirche zu vermitteln.

Er sah sich allerdings in keiner Weise auf ein solches Amt vorbereitet: Er befand sich als Katechumene noch in der Vorbereitung auf die Taufe. Er musste ohnehin erst seinen Dienstherrn fragen, schließlich befand er sich ja in kaiserlichem Dienst, den er nicht ohne Rücksprache quittieren konnte. Erst auf kaiserliche Intervention hin nahm Ambrosius das angetragene Amt an. Innerhalb einer Woche empfing er die Sakramente der Taufe und der Weihe zum Diakon und zum Priester, so dass seiner Bischofsweihe nichts mehr im Weg stand. Das finde ich sehr spannend. Mir ist schon klar, dass sich die Art und Weise der Auswahl und Ausbildung der Kleriker über die Jahrhunderte entwickelt hat. Aber an Ambrosius sieht man sehr deutlich, dass es ja auch heute vielleicht wieder anders gehen könnte. Spannend.

Und es gibt von ihm einige sehr interessante Aussagen, die selbst 1600 Jahre später, für das Leben als Christen, immer noch gültig sind. Er sagt zum Beispiel: Wissenschaft ohne Handeln - ich weiß nicht, ob es eher Ballast ist. Oder: Es ist nicht genug, wohlwollend gesinnt zu sein, man muss auch wohltun. Und für unsere Zeit wieder hochaktuell ist die Aussage: Wer Unrecht von seinen Mitmenschen nicht abwehrt, ist ebenso schuldig wie jener, der es begeht.

Da haben wir aber echt zu tun. Das könnte Programm sein für mehr als eine Adventszeit.

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