Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Ohne die tatkräftigen Frauen wäre die Kirche verloren!

Ich weiß nicht, ob sie es gesehen haben. Gestern ging ein Foto durch alle Medien, dass mehr gesagt hat als eine Million Worte. Dieses Foto war herausgegeben worden durch die Pressestelle der Bischofskonferenz. Es zeigt die 69 deutschen katholischen Bischöfe und Weihbischöfe in ihren schwarzen Anzügen in Fulda auf der linken Seite der Kirche in den Bänken sitzen. Und auf der rechten Seite eine einzige Frau in einer leuchtend grünen Jacke. Beate Gilles, die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz. Nach ein paar Stunden und vernichtenden Kommentaren wurde das Foto gelöscht. Aber eigentlich zu Unrecht. Denn das Foto zeigt unter den vielen, oft wenig bekannten und auch nicht sehr Wort -oder wirkkräftigen älteren Herren eine jüngere tatkräftige Frau.

Eine der vielen starken Frauen in unserer Kirche wird heute gefeiert, die die Art und Weise des Kirchewerdens im 8. Jahrhundert im Frankenreich, also im heutigen mittleren und südlichen Deutschland, sehr geprägt hat - die heilige Lioba.

Sie wird in Wessex in England um 705 geboren und einer der Verwandten der Familie ist der spätere Bonifatius, der Apostel der Deutschen. Die Eltern des kleinen Mädchens sind so glücklich über dieses einzige Kind, dass sie es Gott weihen und mit 15 Jahren zur Bildung und Erziehung in ein Benediktinerinnenkloster geben. Um 735 folgte Lioba der Bitte des Bonifatius um ihr Mitwirken; er hoffte, mit den gebildeten angelsächsischen Ordensfrauen sein Missionswerk zu verbessern. Er begann, um Würzburg und in Thüringen Frauenklöster einzurichten, einen Vorposten bildete das Kloster Tauberbischofsheim. Bonifatius berief Lioba zur Äbtissin dieses Klosters und als Leiterin der übrigen von ihm gestifteten Klöster. Besonders widmete sie sich dann der Erziehung von Frauen und Töchtern des Adels. Auch Lioba selber gründete in den folgenden Jahren mehrere Klöster. In Tauberbischofsheim richtete sie eine Klosterschule ein, in welcher der Lehrerinnennachwuchs für die neu gegründeten Klöster seine Ausbildung erhielt.

Lioba also, eine kluge und weitsichtige Frau, die Planen und Bauen, Gründen und Lehren, mit Beten und Singen, mit Lesen und Leben aus dem Evangelium verbunden hat. Sie hat ein Werk geschaffen, das bis heute gültig ist: Mädchen und Frauen zu Bildung und Ausbildung zu verhelfen, das umliegende Land zu kultivieren und im Kontakt zu den Herrschern ihrer Zeit als besonders gütig zu dem Armen bekannt zu sein. Sie hat große Klöster gegründet und geleitet und hat in der Kirche ihrer Zeit eine hoch angesehene Stellung. Der heilige Bonifatius hat erkannt, dass nur Frauen und Männer zusammen diese Kirche gestalten und glaubwürdig das Evangelium Jesu Christi zu den Menschen bringen können.

Also ist es eher eine gute Idee, dieses Foto mit Frau Gilles zu liken und zu teilen und auf die vielen tatkräftigen Frauen zu verweisen, ohne die unsere Kirche längst verloren wäre.

Themen