Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Nur Dagegensein ist zu wenig

Seit Wochen sind die Kandidaten der Parteien an der Basis unterwegs, um für ihre Person, ihre Partei, ihr Programm oder ihren Spitzenkandidaten zu werben. Und das ist oft wirklich nett. Da stehen die bunten Stände der Parteien zusammen mit dem Eierhändler, dem Kartoffelmann, dem Gemüsestand, dem Blumenhändler auf dem Marktplatz und bieten quasi ihre Ware an. Und damit man sich dann auch an sie erinnert, gibt es viel Infomaterial, aber auch witzige Beigaben, Eyecatcher oder Giveaways. Da gibt es wundervolle tiefrote Rosen nicht von den Roten, scharfe Zwillingsmesser, damit man messerscharf denken und dann wählen kann, es gibt Kugelschreiber nicht aus Plastik und Samentütchen mit Kräutersamen oder für bunte Blumenwiesen und ähnliches und man kommt gut ins Gespräch über diese Dinge und dann zu den eigentlichen wichtigen Themen.

Aber ich habe hier auch anderes erlebt. Zu einer Kundgebung auf dem Markt, zu dem zwei Ministerpräsidenten und ein Parteivorsitzende eingeladen waren, kamen knapp 1000 Menschen, von denen sich die allergrößte Zahl auf diese Stunde gefreut haben und zuhören wollten. Und es gab knapp 50 Leute, die genau das nicht wollten. Sie haben die ganze Zeit gebrüllt, mit Fanfaren und Trillerpfeifen einen solchen Lärm geschlagen, dass sich die Redner unglaublich anstrengen mussten, damit die, die gekommen waren, ihnen zuzuhören, überhaupt etwas verstehen konnten.

Es war keine Debatte, kein Austausch, kein Gespräch möglich, wie ich es sonst bei solchen Gelegenheiten schon erlebt habe. Und mir scheint, dass das nicht nur in Wahlkämpfen der Parteien zur Zeit so ist und in vielen Auseinandersetzungen und Debatten eine gute Kultur verloren zu gehen scheint: die Kultur des Zuhörens, des andere Meinungen zunächst vortragen Könnens, des nicht ins Wort Fallen oder gar Niederbrüllens, das Abwägen und Bedenken von Fakten und Argumenten und das nebeneinander stehenlassen Können von Meinungen und Plänen, Vorstellungen und Gedanken.

Auch innerkirchlich sind wir da nicht unbedingt vorbildlich. Auch hier gibt es das übereinander statt miteinander Reden, das offene Briefe Schreiben und zum Dialog auffordern, dann aber wieder nur Direktiven geben, sich in Gremien auseinandersetzen, dann aber die mehrheitlich gefassten Beschlüsse nicht mittragen und vieles mehr.

Ich hoffe sehr, dass nicht nur bei der Wahl am Sonntag die gewinnen, die sachliche und ehrliche Argumente haben und nicht die wenigen Krachmacher, die daran überhaupt nicht interessiert sind, sondern nur dagegen sein wollen und keine eigentliche Idee haben, wie das Leben in Staat, Kirche und Gesellschaft gelingen kann.

 

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