Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Nicht reden, sondern anpacken!

Bei einem Spaziergang rund um den Dom in Magdeburg habe ich einige nette kleine Geschäfte entdeckt, die mich wirklich entzückt haben. Am meisten das "Fabularium" allein das Wort, dann die hübsche Fassade und klein aber fein wirkende Auslage haben mir Herz und Seele erfreut. "Fabularium– Fachgeschäft für wohlsortierte Buchstaben" welch ein so anderer Ausdruck für einen schnöden Buchladen. Fabulieren im Sinn von erzählen, dichten, ausmalen, plaudern ergibt eine schöne Beschreibung dessen, was in den ausliegenden und angebotenen Büchern geschrieben ist. Und wer Bücher liebt, wird meine Freude daran verstehen.

Unsere anschließende Domführung hat dann außen herum begonnen und mit sachkundigen Hinweisen konnte man gut die verschiedenen Bauetappen und sogar Baustile und Veränderungen der Konzeption und Ausführung des Baues erkennen. Und beeindruckend für mich war der Spaziergang durch den Kreuzgang. In jeder Ecke, in der man den rechten und linken Gang sehen konnte, konnte man die Weiterführung und Entwicklung des Baustils vom romanischen zum gotischen hin deutlich erkennen. Von 1209 bis 1520 dauerte der Bau und alle neuen Einflüsse in Architektur, Kunst und kirchlichem Leben, Glauben und Denken flossen in diesen Bau ein.

Eine, eigentlich so nebenbei fallengelassene Bemerkung des Priesters, der uns geführt hat, hat mich dann sehr beschäftigt. "Immer hat sich die Kirche verändert und immer hat sich ihr äußeres und inneres Bild von dem prägen lassen, was in der Zeit geschah und wie Menschen ihr Leben und ihren Glauben gesehen, gelebt und niedergeschrieben haben – nur wir heute denken immer, die Kirche wäre fertig und nichts müsse sich mehr ändern." Das war nicht fabuliert – nicht fantasiert, erzählt, erfunden, ausgemalt, erdichtet oder ausgeplaudert. Es war eine Feststellung, die ein tiefes Ringen und die große Sorge um die Kirche heute deutlich gemacht hat. Früher in der Baugeschichte dieses Domes, waren es Kaiser und Könige, Fürsten und Heerführer, die die Geschicke der Menschen und der Kirche bestimmt haben. Und sehr wenig ist in den großen Geschichtsschreibungen der Völker von den einzelnen Menschen, von den glaubenden Männern und Frauen der Kirchen die Rede.

Und heute? Gerade in dieser Zeit des Ukrainekrieges, der großen Flüchtlingswelle aus diesem Land zu uns wird mir deutlich, dass alle, die, die sich um die Geflüchteten, die Frauen und Kinder, die Alten und Kranken ganz uneigennützig kümmern, die Gestalt unseres Landes und unserer Kirche mal wieder sehr offensiv verändern. Nicht fabulieren und reden, nicht ausdiskutieren und Papiere und Leitlinien erarbeiten, sondern anpacken, helfen, Not lindern, Menschen aufnehmen, ein Dach überm Kopf geben, Sprache beibringen und Sicherheit geben. Lieben eben und barmherzig sein.

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