Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Mitfreude wärmt auch das eigene Herz

Zurzeit sind die Olympischen Winterspiele in Peking und im Vorfeld ist soviel über die äußeren Umstände, die verfehlte Wahl des Ortes wegen der dortigen Menschenrechtslage und so weiter berichtet worden, dass ich, wie viele andere, schon gar keine Lust mehr hatte, mir Wettbewerbe anzuschauen. Aber dann hat doch mein Sportlerherz gewonnen und ich habe mir manchen Wettbewerb angeschaut und der Jubel der Sieger oder die Enttäuschung der Viertplatzierten hat mich dann doch in den Bann gezogen.

Es sind die Überraschungen, die das Ganze so wunderbar machen. Man weiß ja ungefähr die Favoriten und die, die in dieser Ski - und Wintersaison gut waren, und dann gewinnen ganz andere. Und der Jubel ist dann so großartig. Am besten gefiel mir gestern der Teamsprint der deutschen Damen, die erstmals überhaupt einen Olympiasieg feiern konnten. Aber noch schöner fand ich die Szene, als beim Interview mit den Biathletinnen, die endlich ihre Staffelmedaille gewonnen hatten, diese vier den Sprint und Siegeslauf am Bildschirm gesehen haben, das Interview völlig vergessen und mitgefiebert und angefeuert und dann mitgejubelt haben, als hätten sie selbst gewonnen.

Das ist es, glaube ich, was wahren Sportsgeist ausmacht: mit den Verlierern traurig sein und mit den Siegern mitjubeln. Einander den Sieg gönnen, echt und ehrlich, ist wunderschön. In diesen Zeiten von Lebenslaufmauscheleien, Erinnerungslücken bei Problemen und Selbstoptimierung im äußeren Erscheinungsbild ist das etwas, was jedem guttun kann. Die Beförderung der Kollegin neidlos anerkennen, die Zeugnisnoten des Kindes loben und jeden kleinen Fortschritt freundlich kommentieren. Konkurrenz ist in vielem wirklich förderlich und anspornend, aber dem Anderen Anerkennung zukommen lassen, kostet fast nichts und die Mitfreude wärmt auch das eigene Herz.

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