Menschen

Günter Riße - Weite atmen (Erstsendung am 10.10.2021)

Gerade ist Günter Riße in den Ruhestand gegangen. Zeit zurückzuschauen auf ein Leben als Diakon, Wissenschaftler, Hochschullehrer, Leiter des Diakoneninstitutes und Familienvaters, in dem Günter Riße über die Jahrzehnte sein Denken immer mehr weitete. Aber: Wie macht man das? Wie weitet man das eigene Denken? Das will ich heute gerne herausfinden.

Wir sind ja selbst eine Frage

„Wir sind ja selbst eine Frage“, sagt Günter Riße. Eine Frage sei dabei immer der Weg, in die Weite zu gehen und führt aus: „Fragen sind wie Schlüssel, um Räume zu öffnen“. Was für ein schönes Bild! Ist der Schlüssel gedreht und die Türe geöffnet, ist der Raum dahinter offen und ein neues Stück Weite begehbar.

Das Denken von Günter Riße wurde weiter, als er als junger Wissenschaftler den Islam erforschte. Aus der Doktorarbeit wurde ein lebenslanges Interesse am Islam, tiefe Freundschaften mit Muslimen und Musliminnen und der vielleicht sogar noch tiefere Wunsch, den Menschen Brücken zu zeigen, über die sie gehen können. Zueinander.

Begegnung ist bunt. Das muss man aushalten.

So wichtig Begegnung aber sei, Wissenschaft brauche in der Begegnung immer auch Reflexion. Nur so bleibe das Denken weit, ist sich Günter Riße sicher. Dass Begegnung immer vielfältig und bunt sei, das müsse man aushalten.

Günter Riße ist geprägt von seinem Lehrer und Freund, dem Jesuiten Hans Waldenfels und seiner kontextuellen Theologie. „In Kontext steckt immer Text“, sagt Riße. In der Sendung erklärt er, warum sich stets am Umgang mit dem Kontext von Texten, die Weite oder aber auch die Enge zeige.

Als Diakon Gott etwas zurückgeben

Warum dem erfolgreichen Wissenschaftler und Familienvater von vier Kindern die Wissenschaft alleine nicht reichte und er auch noch die Ausbildung zum Diakon machen wollte, erzählt Günter Riße Ihnen am besten selbst. Soviel sei verraten: Er wollte Gott etwas zurückgeben.

Wir erzählen aber auch von der Enge des Heimatortes am Rande des Sauerlandes, vom Aufbruch in den 1960er Jahren, in der die Gesellschaft lernte, dass Chancengerechtigkeit vom einzelnen Kind und nicht seiner Familie gesehen werden muss. Günter Riße bekam auf diese Weise die Chance auf höhere Bildung, entdeckte die Welt der Wissenschaft, weitete erst sein Denken, dann sich selbst.

Wenn wir selber die Frage sind, dann ist vielleicht unser Leben die Antwort. Von Günter Rißes Antwort erzählt diese Sendung.