Am vergangenen Wochenende hatten wir wieder Studentinnen zu Gast, die das Angebot "Kloster auf Zeit" wahrgenommen haben. Die eine studiert Theologie und Geschichte auf Lehramt für Gymnasiale Oberstufe, die andere Sonderpädagogik und Religion für Sonderschulen. Sie steigen aus dem normalen Studentenleben aus, lassen Studium, Vorlesungen, Seminare und Hausarbeiten links liegen, treffen sich abends nicht mit Freunden, gehen am Wochenende nicht ins Kino oder in die Lieblingskneipe. Sie trauen sich, etwas komplett anderes zu machen.
Sie erleben bei uns auch den normalen Alltag eines Klosters: gemeinsame Gebetszeiten, Gottesdienste, zusammen essen, Zeiten der Stille und des Nachdenkens, Gespräche über Gott und die Welt, über Studien- und Zukunftspläne. Und sie erleben, wie schon viele vor Ihnen: Tapetenwechsel, andere Begleiterinnen durch die Tage und ein bisschen Zeit ergeben eine Tiefe in den Gesprächen, im Nachdenken und im Schweigen, die sie oftmals vorher nicht erlebt haben. Manchmal ergeben sich dann plötzlich Fragen und Zweifel oder Hoffnungen kommen zum Vorschein, die näher angeschaut werden müssen und auch können. Und immer wieder neu bin ich erstaunt, mit wie wenig katholischem Grundwissen diese jungen Frauen ihr Studium meistern und bei geistlichen Übungen wie Stundengebet, Bibel Teilen oder den Engel des Herrn beten, komplettes Neuland betreten.
Faszinierend finde ich dann, dass ihnen das bewusst ist und sie wie ein Schwamm alles aufsaugen, was wir ihnen an Spiritualität, Glaubenswissen und Glaubensleben so nebenbei mitgeben können. Manchmal reicht ein Spaziergang mit dem Hinweis auf Kapellen und Kirchen, auf Patronate oder dargestellte biblische Szenen, um eine unglaublich tolle Neugier zu wecken und dem dann am Abend auf den Grund zu gehen. Und da haben dann wir alle was davon. Man wird nicht dümmer, wenn man Gäste im Haus beherbergt, das spüren wir mit Genuss immer wieder gern.