Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Luftkurort für die Kirche

In diesen Tagen vor Pfingsten beten manche Leute die Novene, die neuntägige Andacht um das Kommen und Wirken des Heiligen Geistes. Ich bete in den Tagen sehr gern die Pfingstsequenz aus dem Gotteslob. Die Version, die im vorigen Gotteslob war, ist im Rhythmus aller Gregorianischen Gesänge in einer fließenden Taktung – ernst und getragen. Als wir es jetzt mit dem Konvent singen wollten, fiel mir erst auf, dass die Sequenz jetzt im Dreivierteltakt angegeben ist. Ich habe schallend gelacht bei der Vorstellung, die ernsthafte Bitte um Gottes Geist im Walzertakt zu singen. Aber dann: wieso eigentlich nicht? Wenn ich so unseren gesellschaftlichen und kirchlichen Diskurs im Moment anschaue, ist alles irgendwie schwer und mühsam: unzählige Sitzungen und Arbeitsgruppen, jahrelang wird an Positionspapieren und Aktionsplänen gearbeitet, die am Ende kaum jemand liest und noch weniger beachtet, weil sie längst überholt und am jetzigen Thema vorbei sind.

Da hilft doch so ein fröhlich gesungener und noch viel besser, getanzter Hymnus mal echt weiter. Vielleicht ist die Bitte um die Gaben des Geistes immer so zaghaft, weil wir ein bisschen ahnen, dass da zusammen mit Gottes Geist etwas gehen könnte. Früher habe ich immer gelacht, wenn ich das Wort "Luftkurort" als Beinamen für eine Stadt gelesene haben. Aber Kur, curare heißt: sorge tragen für…, also kuriert werden können. Und ein Luftkurort ist dann der Ort, der saubere Luft hat, der den Atem beruhigt. So könnte also Pfingsten der Luftkurort für die Kirche sein: der für die Kirche Sorge trägt, der für frische, gesunde Luft sorgt, der den inneren Atem der Seele vertieft und die Hetzjagd nach neuen Ideen und Programmen ein bisschen beruhigt und ein getanzter Pfingsthymnus für die Heiterkeit des Herzens sorgt.

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