Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Komm, folge mir nach!

Es gibt so Jobs, die sind nicht sehr angesehen: Müllmänner, Straßenreiniger, Putzfrauen, Servicekräfte und noch viele andere. Man braucht sie sehr, aber man schreibt ihnen nicht unbedingt positive Fähigkeiten und Eigenschaften zu. Zur Zeit Jesu in Palästina waren es die Zollpächter. Sie hatten quasi einen Job bei der Besatzungsmacht und trieben für sie Steuern und Zölle ein. Wahrscheinlich waren sie relativ gebildet und kannten sich mit Rechnungstellung und Rechtschreibung aus. Damit sie besser leben konnten, sagte man ihnen wahrscheinlich nicht zu Unrecht nach, dass sie immer wieder betrogen haben, in ihre eigene Tasche gewirtschaftet und in kriminelle Machenschaften verwickelt waren. Von der dortigen Bevölkerung wurden sie gemieden und geächtet, oder für eigene Machenschaften genutzt. Und mitten hinein in seine gut gehenden Geschäfte kommt Jesus, sieht Matthäus da sitzen und sagt zu ihm: „Komm, folge mir nach“. Und im Evangelium steht dann der lapidare Satz: und er stand auf und folgte ihm. Wir können uns das Drama um diese kurze Szene gar nicht genug ausmalen: So einen beruft der Meister? Ausgerechnet den? Wie kann man nur? Und dann später, als Jesus auch noch mit ganz vielen Zöllnern und Sündern zusammen sitzt und isst und seinen Kritikern sagt: "Ich bin nicht gekommen, die zu berufen, die ihr für die Richtigen haltet, sondern ich bin gekommen, um Sünder zu berufen, damit ihr lernt, was Barmherzigkeit wirklich bedeutet".

Das hat gesessen: damals und heute auch. Nicht die High Society in Kirche und Gesellschaft ist die Maßgebende für Jesus, sondern die, die sich selbst für viel zu klein, viel zu unbedeutend, mit viel zu wenig gesehenen Berufen und Fähigkeiten sehen, die genau wissen, was sie schon so alles verbockt haben. „Komm, folge mir nach!“, hören wir und gehören zu denen, denen Jesus mehr zutraut, weil er Barmherzigkeit und Vergebung nicht nur predigt, sondern auch lebt.
Im Epheserbrief heute heißt es sehr erhaben: Ihr seid jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. Lasst uns doch einfach so leben.

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