Morgenimpuls mit Schwester Katharina

"Kleiner Gott, wir lieben dich"

In zwei Monaten und einem Tag ist der Heilige Abend. Und dann ist Weihnachten und wir feiern das unbegreifliche Geheimnis, dass Gott seinen Sohn sendet, um den Menschen deutlich zu machen, dass sie geliebt und erlöst sind. Und Franz von Assisi möchte das noch mehr deutlich machen und nicht nur das Evangelium vom Fest vorlesen und darüber predigen, sondern er möchte es sehen und spüren und erleben. Also bittet er einen bekannten Mann, ihm in Greccio alles vorzubereiten mit Ochs und Esel und Schafen und den Hirten aus der Umgebung. Und sie singen und beten und hören das wunderbare Evangelium und Franziskus predigt selbst so ergriffen, dass die Leute fast fühlen können, wie das schlafende Kind in der Krippe lebendig wird. Und es ist ein Sinnbild dafür, dass der Glaube an die Gegenwart des neugeborenen Gottessohnes in den Herzen der Menschen wieder erwacht ist.

Diese Feier war genau vor 800 Jahren, an Weihnachten 1223 in Greccio, der Einsiedelei im Rietital. Und wir machen heute, also nachher gleich, eine Fahrt dorthin. Wir werden hören und schauen, die alten Texte lesen und Gesänge singen, die genau das zum Inhalt haben: "Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein" – Und es geht nicht um rührseliges Feiern und Erinnern. Es geht um das Erkennen, dass dieser Gott nicht der strenge, strafende Richtergott ist, der hoch oben in der Ferne thront, sondern der liebende Vater, der seinen eigenen Sohn sendet, damit wir wieder klar kriegen, dass wir geliebte Kinder dieses Gottes sind. Und dann werden wir ein Lied singen, dass ich gerade erst entdeckt habe. Es hat auf die Melodie "Großer Gott wir loben Dich" einen ganz anderen Text, den Pfarrer Ueli Greminger geschrieben hat:

Kleiner Gott, wir lieben dich. Kind, uns rührt das Schwache, Zarte.

Wieder zeigt an Weihnacht sich: Weiches bricht das Starke, Harte.

Klein fängst du auf Erden an, dass der Mensch dich lieben kann.

 

Gott zeigt sich als Menschenkind, denn wir fürchten seine Größe.

Weil wir eingeschüchtert sind, zeigt sich Gott in seiner Blöße.

Und er zittert und er friert, dass der Mensch die Angst verliert.

 

Kleiner Gott, dich lieben wir. Klein ist noch dein Reich auf Erden.

Schwache Menschen dienen dir, und dein Reich wird grösser werden.

Friede sei in diesem Haus und dring in die Welt hinaus.

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