Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Kerzen und Gebete

Heute ist für mich ein wirklich großer Feiertag. Der Tag der Deutschen Einheit ist so sehr mit meinem Leben, meiner Biografie verbunden, dass ich gar nicht anders kann, als ihn heute mit Ihnen zu bedenken und ins Gebet zu nehmen. Und wir werden das den ganzen Tag in unseren Gebeten und Gottesdiensten heute tun und im schon traditionellen Glas Sekt um 11.00 Uhr "Einigkeit und Recht und Freiheit" singen, wobei mir immer, immer die Tränen kommen, jedes Jahr.
Und ich werde immer wieder betonen, dass ich so dankbar bin über diese verwirrende Zeit vor 1989 und das Durcheinander danach, über all die Dinge, die niemand ahnen konnte und auch alle Sachen, die falsch gemacht worden sind. Es gab eben keine Blaupause für die Wiedervereinigung eines geteilten Landes.

Die Gemeinschaft der Weltkirche und das Wissen, dass Gott alle Dinge zum Guten wenden kann, hat unendlich vielen Menschen über die schlimmen Jahrzehnte der DDR Mut und Kraft gegeben. Die Fürbitte für die Einheit des Landes, die Freiheit der Kirche und den Frieden in der Welt wurde bei jedem großen Gottesdienst und bei jeder Wallfahrt gebetet. Und dann kamen die Montagsgebete, die Demonstrationen und die Gewaltlosigkeit der Menschen und eine Einsicht, die sehr spät, aber sehr eindrücklich kam. Der langjährige Chef der Staatssicherheit, Erich Mielke, hat in einem Prozess sehr irritiert zu Protokoll gegeben: "Wir waren auf alles vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und Gebete."

Kerzen und Gebete sind viel mehr, als wir oft selbst denken und für wichtig halten. Trauen wir uns immer wieder, alle unsere Anliegen vor Gott zu bringen und nicht zu resignieren, wenn es in Kirche und Gesellschaft schwierig und oft nahezu unmöglich ist. Und wenn Sie mögen, kommen Sie heute Abend um 18.00 Uhr zum "Transitus" in die Mutterhauskirche in Olpe, wo wir mit Kerzen und Gebeten für Kirche und Gesellschaft und den Frieden in der Welt beten werden.

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