Vorgestern früh, als ich die Haustür aufgeschlossen habe, stand unser Laudesmitbeter schon dort und wollte dringend Salz rings um unser Haus streuen. Es war spiegelglatt und niemand war sonst unterwegs. Also haben wir gestreut und versucht, dabei nicht selbst auszurutschen. Bei meiner Frage, wie er es denn bis zu uns geschafft hat, hat er geschmunzelt. "Immer an den Zäunen entlang. Und, was man will, schafft man auch."
Wir kennen im Umgangssprachlichen auch den Ausdruck "aufs Glatteis geführt werden", was bedeutet, dass jemand mit falschen Aussagen und Tricks und Finten versucht, uns zu einer Handlung zu bewegen, die falsch ist oder eine Meinung aufzuzwingen, auf die wir normalerweise nicht reinfallen würden.
Fast jeden Morgen, wenn man die ersten Nachrichten hört, hat man das Gefühl, dass die Meldungen irgendwie aus dem Tollhaus sind. Es kann doch nicht sein, denkt man dann, das ist doch falsch und ungerecht und völlig an der Normalität vorbei.
Aber was hilft mir dann, übern Tag meine heitere Freudigkeit zu bewahren und mich nicht von all den Katastrophennachrichten und Irrsinnsmeldungen verrückt machen zu lassen?
Der lapidare Satz unseres Mitbeters gefällt mir da sehr gut: "Immer an den Zäunen entlang."
Das kann heißen, die eigenen Werte und Vorstellungen immer wieder hinterfragen und dann an ihnen festhalten. Den eigenen Glauben an den einen Gott nicht loslassen, auch wenn es manchmal scheint, als sei auch er machtlos gegen den Irrsinn der irdisch Mächtigen. Das kann auch heißen, in Ruhe und Geduld dem täglichen Auftrag nachzugehen, den ich habe und zu tun, was heute dran ist.
Und das zweite Wort unseres Mitbeters gestern früh, ist dann in die gleiche Richtung gedacht: "Was man will, schafft man auch". Paulus sagt heute in seinem Brief an die Galater:
"Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat." Das ist ein guter Zaun, an dem entlang wir in diesen Tag gehen können und uns festhalten, damit wir nicht von allem Irrsinn, der heute auch wieder aufploppen wird, aufs Glatteis geführt werden.