Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Hoffentlich erkennt wenigstens Gott ein Muster!

Wenn ich aus meinem Fenster im Schlafzimmer schaue, fällt mein Blick seit fast einem Jahr auf die Bauarbeiten am gegenüberliegenden Haus. Erst Berge von Holz und Steinen und Bauschutt in den ehemaligen Garten werfen und entsorgen, dann wochenlang keinerlei Regung, dann Anbauten abbrechen und die kahle Wand mit Folie abdichten, dann eine Grube ausheben und die Erde abtransportieren, Verschalungen einbauen, Riesenmengen Beton hineinleiten und abdecken und so weiter. Meist bei Regenwetter oder Schneegestöber oder klirrender Kälte. 

Manchmal stehen irgendwie wichtig aussehende Leute dort und beugen sich über Zeichnungen und Plänen. Ich habe keine Idee, was da wird, aber die unglaublich vielen verschiedenen Gewerke wissen sehr genau was sie tun, haben einen Plan und verfolgen ihn. Sie erledigen ihren Anteil am Gesamtwerk. 

Ein bisschen bin ich neidisch. Die vielen Berufsgruppen sehen am Ende des Tages, was sie geschafft haben und nach einigen Wochen können sie ihr eigenes Werk zufrieden übergeben. 

Bei vielen von uns ist das nicht so. Bei allem Tun und Machen und Arbeiten und Konferenzen und Gesprächen und Haushalt und Kindern und Gebet und Freizeit, kann man oft kein Muster erkennen. Kein schönes, neu aufgebautes Haus mit allem, was man heute so dazu hat: Aufzug, Parkplätze, Terrasse usw. Höchstens ein wirres Durcheinander von Geleistetem und Schiefgegangenem, von Schönem und Schwerem, von Krankheit und Gesundheit, von Lachen und Weinen. 

Aber ich bin ein grundsätzlich hoffnungsvolles Menschenkind und ich glaube schon, dass ich am Ende meiner Tage und meines Lebens das Muster und manches fertige Projekt erkennen werde und hoffnungsvoll darauf warte, das mir zugesagt wird: Und Gott sah, dass es gut war!

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