Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Hören wir nicht auf füreinander zu beten

Am 16. Januar ist Heike gestorben. Mit nur 53 Jahren. Heike war keine ganz enge Freundin, aber wir kannten uns schon sehr lange, hatten Zeiten mit intensiverem Kontakt und seit dem Beginn ihrer Erkrankung – vor ungefähr fünf Jahren – haben wir uns auch nie ganz aus den Augen verloren: Hin und wieder mal eine WhatsApp, ab und zu ein Telefonat. Ich wollte ihr zeigen, dass ich sie bei ihrem Kampf gegen den Krebs – mit all den Höhen und Tiefen – nie ganz vergesse und sie so gut es ging auf die Distanz begleite.

Am Ende von WhatsApp-Nachrichten oder Telefonaten habe ich fast immer gesagt: Ich bete für dich! Denn ich wusste, Heike ist eine gläubige Frau, die diesen langen Kampf gegen den Krebs ohnehin nur mit ihrem Gottvertrauen und ihrem Glauben schaffen konnte. Als sie kurz nach Weihnachten entschieden hatte in ein Hospiz zu gehen, weil sie wusste, dass die letzte Etappe zu gehen ist, hatte ich sie auch wieder gefragt: Was kann ich für dich tun? Wenn es irgendetwas gibt, was ich für dich tun kann, dann sag Bescheid. Und Heike antwortete diesmal: Bete weiter für mich! Ich kann es im Moment nicht!

Mich hat diese Antwort sehr berührt und demütig gemacht, weil niemand von uns weiß, wie wir selber einmal in unseren letzten Lebensstunden mit dem liebevollen Angebot Gottes umgehen werden. Egal, wie wir in guten Lebzeiten zu ihm standen. Ob uns der Zweifel packt oder die Angst ins Nichts zu fallen. Und ob Gott uns dann so weit weg erscheint, dass wir nicht mehr mit ihm sprechen können.

Aber Heike und auch ich glauben beide an die Kraft und auch die Wirkung des Gebets. Dass sie mich gebeten hat für sie zu beten – sozusagen stellvertretend – das war eine Bitte aus dem tiefen Glauben heraus, dass Gott uns letztlich hört und dass seine Liebe jedes Dunkel hell machen kann. Die Macht und Kraft des Gebetes zu Gott war auch in Heikes letzten Lebensstunden eine unumstößliche Wahrheit für sie. Hören wir nicht auf füreinander zu beten. Beten wir gerade für die, denen in den dunklen Stunden des Lebens die Stimme versagt.

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