Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Gott will uns nahe sein

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich sitze einfach nicht gern vorne. Ich bin einfach immer lieber mittendrin. Ein paar Leute vor mir, einige hinter mir, rechts und links auch welche. Egal ob in Konferenzen, Gottesdiensten, im Theater oder im Stadion.

Aber zurzeit sitze ich immer in der ersten Reihe, in unserer Pfarrkirche und auch in der Mutterhauskirche zur Eucharistiefeier. Am Sonntag hat mich das sehr erheitert. Da saß eine sehr alte Dame in der ersten Reihe im Seitenschiff, ihre Unterarmstützen unter die Bank gelegt, daneben eine Frau mittleren Alters, ebenso mit Gehhilfen und dann ich, wegen meines gebrochenen Fußes ebenso auf Stützen angewiesen. Wir haben uns amüsiert angelächelt und auf unsere Malässen hingewiesen. Zum einen hat man in der ersten Reihe einfach mehr Platz für die Stöcke, aber eigentlich geht es um etwas anderes. Zur Kommunionausteilung muss man nicht erst alles sortieren um mühsam nach vorn zu kommen. Sondern die Kommunionhelfer*innen kommen an die Bank und reichen ganz einfach die Kommunion, denen die da sitzen.

Ich finde, dass es, obwohl es ein so kleines Zeichen ist, sehr deutlich macht, warum Gott seinen Sohn zu uns auf die Erde geschickt hat: um den Mühseligen und Beladenen, den Kranken und Gebrechlichen, denen, die sich kaum selbst helfen können, besonders nahe zu sein. Kommunikation und Kommunion sind zwei Seiten dieses Geschehens: ich kann meine Verletzlichkeit und Schwäche zeigen und zugeben und Gott kommt, um mich zu trösten, mir Kraft zu geben und bei mir zu sein.

Aber er zeigt es auch auf einer zweiten Seite. Neben jeder von uns, die auf Hilfe angewiesen war, saß auch ein Helfer, eine Helferin. Eine Mitschwester bei mir, der Sohn bei der alten Dame und der Ehemann bei der etwas jüngeren Frau. Gott kommt uns nahe um bei uns zu sein: in den Sakramenten seiner Liebe und in den Mitmenschen, die er uns zur Seite gibt, damit wir gut leben können.

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