Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Gott verleiht Kraft!

Er ist vor 66 Jahren in der damaligen DDR geboren. Beide Eltern waren Mitglieder der SED, der Einheitspartei der DDR und er wurde in ihrem sozialistischen Ideenkreis erzogen.

Aber mit 11 Jahren entschließt er sich, sich taufen zu lassen und wird evangelischer Christ.
Später konvertiert er zum katholischen Glauben.

Ich bin ja auch aus der DDR und ich kann mir ziemlich lebhaft vorstellen, was es da zuhause für Dramen gab, wenn ein so junger Mensch eine so klare und so andere Entscheidung trifft.

Nach der Schule macht er eine Lehre als Koch. Aber damit ist sein Weg der intensiven Suche nach seinem ganz persönlichen Weg mit Gott noch lange nicht fertig. Er spürt seine Berufung zum Priestertum, studiert Theologie und wird katholischer Priester. Die Menschen in seinem engen Umfeld sind über seine Wege zutiefst gespalten und die meisten können es überhaupt nicht verstehen.  
Sein Leben bleibt gekennzeichnet durch ein intensives Suchen nach dem rechten Weg zu Gott, wodurch er im Laufe der Zeit ein tief geistlicher Mensch wird. Es gibt in seinem geistlichen Leben unter anderem zwei Heilige, die ihm wichtig waren: Theresia von Lisieux und Hildegard von Bingen. Darüber hinaus prägte ihn eine große Liebe zur Gottesmutter.

Täglich war er in der Kirche zu finden, wo er seine stille Zeit gehalten hat, oft am frühen Morgen. Danach hat er die Heilige Messe gefeiert. Seine geistliche Heimat war das Säkularinstitut "Notre Dame de Vie”, eine französische Gemeinschaft mit karmelitischer Spiritualität. In vielen Gemeinschaften und Klöstern hat er Exerzitien gehalten und bei den Teilnehmern tiefen Eindruck hinterlassen. In seiner Freizeit hat er das Reisen geliebt, war gesellig und freute sich, nicht von ungefähr, immer über ein gutes Essen. Er war vielseitig interessiert: unter anderem studierte er Sprachen, das Leben der Ostkirche, die Geschichte Schlesiens und "Ostdeutschlands” mit Leidenschaft.

Vor ein paar Tagen ist er an seiner langwierigen Erkrankung gestorben und sehr viele Menschen sind wirklich traurig, da sie in ihm einen zutiefst geistlichen Menschen verloren haben, der ihr Leben geteilt, Freude und Leid verstehen konnte und Vieles ins Gebet genommen hat.

Genau das haben viele Menschen gespürt. Nicht aus eigener Kraft, die in den letzten Jahren immer schwächer wurde, sondern durch die Kraft, die Gott ihm verliehen hat, ist er für viele Menschen ein geistlicher Begleiter auf ihren Wegen gewesen.

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