Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Gott und eine radikale Antwort

Es gab einen unglaublichen Trend im Ägypten des dritten und vierten Jahrhunderts. Junge und auch gestandene Männer gingen in die Wüste. Nein, nicht um an der Rallye Paris – Dakar teilzunehmen oder um Selbsterfahrungskurse für Männer zu belegen. Sie konnten, wenn sie in die Wüste flüchteten, Steuern sparen und der Einberufung zum Militärdienst beim jeweiligen Kaiser entgehen. 

Also zogen Scharen von Menschen in die ägyptischen Wüsten und versuchten dann tatsächlich, auch irgendwie asketisch und fromm zu leben, um zu zeigen, dass es nicht um Flucht vor, sondern Hingabe an, ging. Und viele hatten von einem Mann gehört, der das schon viele Jahre getan hatte. Antonius, der Vater des Mönchtums. Der hatte zunächst ein reiches Erbe gemacht und sich dann, nach dem Tod der Eltern, um die Verwaltung der Güter und die Erziehung seiner Schwester gekümmert. Aber dann hat er Ausschnitte aus dem Matthäusevangelium gehört wo es heißt: "Wenn Du vollkommen sein willst, dann verkaufe alles, was Du hast, und gib es den Armen. Und:  Sorget euch nicht um den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen." 

Das hat sein Leben komplett auf den Kopf, oder vielleicht eher auf die Füße gestellt. Er hat ernst gemacht, alles verkauft, was er besaß und den Erlös den Armen gegeben, seine Schwester hat er frommen Frauen anvertraut und ist dann in die Wüste gezogen um vor Gott und für die Menschen zu leben. In seine Einsiedelei besuchten ihn immer mehr Menschen und wollten Heilung oder Linderung, Rat oder Hilfe in schwierigen Lebenssituationen oder wollten bei ihm lernen, wie auch sie als Geistliche und Asketen leben konnten. Sie haben gespürt, dass dieser Mann ernst gemacht hat mir dem, was ihn einmal gepackt hatte: die Anfrage Gottes an ihn und seine radikale Antwort. Und er wurde kein weltfremder Asket und komischer Heiliger, sondern einer, der die Fragen und Themen der Menschen, der Politik und der Länder kannte und eine sehr energisch eigene Meinung dazu hatte. 

In allen christlichen Religionen wird er heute gefeiert und dient immer noch vielen Menschen als Vorbild: nicht als Steuerflüchtlinge oder Militärdienst-verweigerer, sondern als ein Mensch, der mit seinem Glauben an Gott ernst macht und ihm allein dienen will. 

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