Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Gott ist die Liebe

Der heutige Gedenktag des Apostels und Evangelisten ist mit einem alten Brauch verbunden, der "Johannesminne". In meinen ersten Jahren im Kloster gab es am Johannestag einen Brauch, den ich nicht kannte und der uns jungen Schwestern ein bisschen komisch und witzig, weil eben fremd, war. Die Oberin hat eine Flasche des eigens in der Heiligen Messe geweihten Weines geöffnet, ein Glas eingeschenkt und ist von Schwester zu Schwester gegangen und hat feierlich gesagt: "Trinke die Liebe des heiligen Johannes!"

In der vorchristlichen Antike kannten die Griechen und Römer ein besonderes Trankopfer zu Ehren ihrer Götter. Ähnliches begegnet uns bei den Volksstämmen der Germanen. Das Mittelalter wandelte diesen uralten Brauch zu einem "Trinken zu Ehren der Heiligen" um. Bis in die jüngere Zeit reichte man in der römischen Basilika San Nicola in Carcere am Tag des großen Volksheiligen Nikolaus Brot und Wein; die Pilger, die zur Heiligtumsfahrt nach Kornelimünster bei Aachen wallfahrteten, erhielten Kornelibrot und -wein. Aber sowohl die Römer als auch die Rheinländer – die in ihrer Mentalität ziemlich verwandt sind – dürften diese Form der Verehrung zu eifrig betrieben haben. In unseren Tagen muss sich der Gläubige an beiden Orten mit Brot alleine begnügen.

Es ist ein sympathischer Brauch, mit einem guten Wein anzustoßen und auf den zu trinken, der so wunderbar in einem Brief gesagt hat: "Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm"

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