Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Gott hat viel Geduld mit uns

Vergangene Woche hat die Weltsynode im Vatikan begonnen. Und es ist ziemlich interessant zu beobachten, wie Einzelne und Gruppen diese ersten Tage beurteilen und bewerten.

Sich Sorgen machen um die Kirche ist ein Hauptmotiv. Die einen machen sich Sorgen darüber, dass sich zu viel ändern könnte, sogar das Wort Gottes könnte verändert werden, beklagen hochbesorgte Kardinäle und schicken Dubia – Zweifelsanfragen – an den Papst. Die anderen machen sich Sorgen, dass sich zu wenig ändern könnte und es bei all den festgefahrenen, unbearbeiteten Sachen bleibt, die die Gläubigen weltweit aus der Kirche treiben, weil sie die Hoffnung auf Veränderung verloren haben. Die einen gieren nach jedem Wort aus dem Mund des Papstes, der es ja wissen muss und sind enttäuscht, wenn es nicht nach ihrem Gusto ausfällt. Die anderen sind weiterhin guter Hoffnung, weil sie sagen: Schon dass jahrelang weltweit gefragt worden ist und dass jetzt an runden Tischen zusammengesessen und geredet wird, ist ein Fortschritt ohnegleichen. Die einen beklagen, dass die Altherrenriege in ihren Gewändern Macht demonstriert, die anderen freuen sich, dass endlich auch Frauen und Nichtgeweihte Gläubige mit Stimmrecht eingeladen und dabei sind. Die eine bejubeln die neue Enzyklika des Papstes zum Klimaschutz als großen Wurf und gute Anleitung, die anderen werfen ihm vor, dass er weiterhin viel zu wenig konkret ist. Die einen sagen, da kommt sowieso nichts bei rum und sind resigniert und die anderen beten seit Wochen um die Hilfe des Heiligen Geistes, dem sie zutrauen, dass er Ordnung ins Chaos bringt, dass er hören und reden lehrt, dass er Menschen zusammenbringen kann, die sich sonst unchristlich unversöhnlich in ihren Argumenten gegenüberstehen und dem anderen das Katholisch sein absprechen.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht. Ob es Ihnen egal ist oder ob Sie die eine oder die andere Position beziehen.
Ich bin und bleibe eine Christin in guter Hoffnung auf das Wirken des Heiligen Geistes und auf die Wirksamkeit von Gebet und Fürbitte. Wenn ich das nicht wäre, wäre ich kein Christ. Ich hoffe also und bete und bin trotzdem auch unsicher, wohin das Ganze führen soll und weiß auch, dass es Enttäuschungen geben wird. Aber ich traue Gott mehr zu als unversöhnlich sich gegenüberstehenden Parteiungen. Und ich glaube, Gott hat viel Geduld mit uns. Haben wir sie auch – mit Gottvertrauen und Glaube, Hoffnung und Liebe.

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