Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Geduld zum Warten auf ihn

Ich sitze seit zwei Wochen mit gebrochenem Sprunggelenk, das fein säuberlich verplattet und verschraubt ist, zuhause und übe mich in Geduld. Noch 4 Wochen den Fuß nicht belasten, nur hinstellen und ansonsten sitzen, mit einem wendigen Bürorollstuhl durch die Wohnung rollen und das Treppengehen möglichst noch lange vermeiden. Aber was ist meine kleine Geduld für ein paar Wochen im Vergleich zur erwartungsvollen Geduld von Simeon und Hannah.

Maria und Josef tun ihre religiöse Pflicht. Sie bringen ihren Erstgeborenen in den Tempel, um ihn Gott zu weihen und geben die vorgeschriebene Opfergabe ab. Aber dann passiert, dass der sehr alte Simeon dieses eine Kind unter den vielen Neugeborenen, die im Tempel Gott geweiht werden, dieses eine Kind als das erkennt, das bedeutsam für sein Volk und sein eigenes Leben werden soll. Der alte Simeon wartet im Tempel auf die Erfüllung einer Offenbarung. Ihm war gesagt worden, dass er nicht eher sterben werde, bis er den Messias, den Retter aller Menschen, gesehen hat. Als Maria ihm schließlich das Jesuskind in die Arme legt, stimmt Simeon ein Loblied an: "Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, dass du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel."

Und auch Hannah, eine sehr alte Prophetin, die seit Jahrzehnten im Tempel lebt, erkennt dieses Kind und spricht darüber zu allen, die im Tempel sind. Simeon und Hannah haben ihr ganzes Leben darauf gewartet und gehofft, dass sie es sein werden, die diesen Messias noch erleben werden, der seit hunderten von Jahren verheißen und vom Volk erwartet wird. Und ihre Hoffnung wird erfüllt. Sie konnten aber nicht ahnen, dass es ein Säugling sein würde, den sie begrüßen und sehen würden. Viele haben einen Fürsten, einen König, einen Revolutionär, einen Kämpfer, einen Machthaber erwartet, der das Volk von innerer und äußerer Fremdherrschaft erlöst und befreit. Aber es ist ein Kind. Und sie erkennen ihn, weil sie sich auf Gott und nicht auf ihre eigenen Vorstellungen verlassen. Ihnen ist in diesem Kind sozusagen ein Licht aufgegangen.

Beten wir heute für uns alle in unserer Kirche genau um das: dass uns ein Licht aufgeht und wir ein bisschen mehr erkennen, wie dieser Gott liebt und lebt und wie deshalb Christsein heute gehen kann. Und dass er uns Geduld gebe zu diesem Warten auf ihn und für all den Alltagskram, der im Moment von jedem von uns die je eigene Geduld fordert.

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