Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Familie mit Trouble, Chaos und Katastrophen

Vielleicht kennen Sie solche Bilder auch noch. Im Wohnzimmer einer Tante hing ein großes Bild mit dickem, goldenem Rahmen. Und auf dem Bild war die Gottesmutter Maria zu sehen, die den kleinen Jesus aus dem Schoß hatte. Und den, von der Arbeit nachhause kommenden Nährvater Josef, mit der Axt über der Schulter der dem Kind einen Teller mit wunderbaren Früchten hinhält: Weintrauben, Pfirsiche, Äpfel. Es war ein typisches Bild der Heiligen Familie von Nazareth.

Dieses Fest wurde von der Kirche schon im 17. Jahrhundert eingeführt und im 19. Jahrhundert nochmals stärker betont, weil man gespürt hat, dass die Menschen ein Vorbild brauchten, wie man christliches Familienleben in den damaligen Problemen leben könnte. Und wie ist das heute bei unseren vielfältigen Familienkonstellationen?

Eigentlich brauchen wir nur in die Bibel zu schauen und das schmückende, später dazu gedachte Beiwerk weglassen. Da ist eine junge Frau, die nicht verheiratet, aber schwanger ist. Da ist der Verlobte, der nicht der Vater des Kindes ist, seine Partnerin aber nicht wegschickt und sie somit vor dem sicheren Tod rettet, da ist der Kaiser, der mehr Steuern eintreiben will und somit alle Leute im Reich quer durchs Land schickt, damit seine Steuerlisten perfekt sind, da sind die überfüllten Herbergen und die geldgierigen Vermieter, die das Pärchen in den Stall abschiebt, da wird das Kind nach der Tradition in den Tempel gebracht und der armen Mutter verheißen, dass ihr ein Schwert durch die Seele dringen wird, da ist ein König, der vom neugeborenen König hört und in Panik alle Neugeborenen in der Umgebung töten lässt, da ist der Josef, der durch dubiose Träume rechtzeitig gewarnt wird und auf die Flucht muss, da ist die Familie als Flüchtlinge im fremden Land und muss sich so durchschlagen, da stirbt der alte König endlich und sie können nachhause, müssen aber völlig neu anfangen, da nehmen sie den Sohn mit auf Wallfahrt und müssen ihn drei Tage lang suchen, weil er einen eigenen Kopf hat und neue Wege geht und völlig unverständliche Dinge erzählt. Und immer so weiter.

Ich denke, wenn Familien spüren können: Diese Familie von Nazareth hat so viel Trouble und Chaos und Katastrophen im Leben gehabt und sie haben es trotzdem geschafft, auf Gott zu vertrauen und ihr Leben auf ihn zu setzen, dann kann es tatsächlich Vorbild für uns und unser heutiges Leben in all seinem Chaos und Durcheinander sein. Denn nicht die scheinbar heile Welt auf dem Gemälde mit den köstlichen Früchten stellt die heilige Familie dar, sondern das Vertrauen in Gott trotz aller Katastrophen.

 

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