Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Es lohnt sich, sich für Menschen einzusetzen

Ab 2015 im Sommer hatten wir im Konvent eine geflüchtete ägyptische Familie bei uns. Sie waren und sind koptische Christen und mussten unter der Regierungszeit der Muslimbrüder in Ägypten fliehen, da sie nicht zum Islam konvertieren wollten. Dreieinhalb Jahre haben Mutter, Vater und die beiden Jungs bei uns gelebt. Es waren wunderbare, stressige, vielfältige Jahre mit allem, was die Sorge für Geflüchtete so ausmacht: Schule und Kita für die Kinder, Sprachkurse für die Eltern, unglaublich viele Behördengänge für alles und Jedes, immer wieder Angst, dass die Erlaubnis zum Bleiben nicht verlängert wird, Krankheiten, eine Ausbildung, die abgebrochen werden musste, Probleme in der Ehe, der pubertierende Sohn und so weiter.

Seit drei Jahren haben sie eine eigene Wohnung, die Jungs kommen in der Schule supergut klar, haben Freunde und Hobbies, die Eltern haben feste Anstellungen in passenden Berufen und brauchen keinerlei Hilfen mehr. Und am Sonntag waren sie, rein zufällig in der Nähe und wir haben sie reingebeten und einen köstlichen Kaffeeklatsch zusammen sehr genossen. Der Kleine hat einen Muffin nach dem anderen gegessen, wo er doch früher immer nach einem halben Plätzchen satt war, Papa hat seine Krankheiten überwunden und ist fit und gesund, der große Sohn achtet auf sein Outfit, seine Frisur und seinen Body und ist ein höflicher, freundlicher junger Mann geworden, und die Mama ist froh und glücklich über alles, was sie zusammen geschafft haben und ist stolz auf ihre drei Männer und alles, was sie fern der Heimat erreicht haben.

Ja es war viel Arbeit auch für uns Schwestern mit allem, was so dranhing und wir haben manches Stoßgebet zum Himmel geschickt, wenn mal wieder alles schief zu gehen drohte. Aber sie jetzt so zu sehen, die es geschafft haben, ein unglaubliches, verfolgtes und nicht mehr lebbares Leben hinter sich zu lassen, völlig neu anzufangen in einem Land, dessen Sprache sie nur von ein paar Kursen an der Uni kannten, das ist schon wirklich schön. Und wir sind auch ein bisschen stolz und zufrieden, wenn wir sie erleben und fühlen uns ein bisschen wie die Omas, die wir altersmäßig ja waren, die mit der Entwicklung ihrer Enkel sehr zufrieden sind. Es lohnt sich immer, sich für Menschen einzusetzen, die eine Heimat, Geborgenheit und liebende Herzen suchen und finden möchten.

 

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