Ein Interview mit Wolfgang Büttner (Human Rights Watch): Zur hohen Müttersterblichkeit in Südafrika

Zur hohen Müttersterblichkeit in Südafrika

Wenn eine Frau in Deutschland ein Baby bekommt, dann ist sie hier in den Kliniken eigentlich relativ gut aufgehoben. Anders ist das z.B. in Südafrika. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisiert die Zustände in den staatlichen Kliniken massiv. Die Organisation hat der Regierung gestern vorgeworfen ungenügend Hilfeleistungen und mangelnde Aufsicht in den Kliniken vor Ort.

Wolfgang Büttner ist der Pressereferent bei Human Rights Watch. Ich grüße Sie, Herr Büttner. Die Vereinten Nationen schätzen, dass in Südafrika jedes Jahr viereinhalb Tausend Schwangere wegen vermeidbarer Ursachen sterben.Ist das viel? Ist das wenig? Wie muss man dieses Risiko einschätzen?

Büttner: Das ist enorm viel. Also, wir haben die Statistiken sehen so aus, dass wir in Subsahara Afrika etwas 625 Tote auf huntertausend Lebendgeburten haben. Das ist im Vergleich zu Industrieländern, wo man 14 Tote auf hunderttausend Lebendgeburten haben. Eine enorme Zahl. Das ist auch der Grund, warum  die Verringerung der Müttersterblichkeit eines der Hauptziele des UN-Millenniumsgipfels war. Das Ziel, sieht so aus, dass bis 2015 die Müttersterblichkeit um 75% verringert werden soll. Und Subsahara Afrika ist eine der Hauptzielregionen, in denen das erreicht werden soll. 

domradio.de: Woran liegt denn das konkret? Warum sterben da so viele? Fehlen Medikamente?

Büttner: Wir haben gestern eben diesen Bericht über die Müttersterblichkeit in Südafrika veröffentlicht. Wir haben mit zahlreichen Müttern, werdenden Müttern und auch mit Angehörigen, Interviews geführt. Und wir kamen zu dem Ergebnis, das in Südafrika insbesondere einerseits an mangelhaften Kontrollmechanismen im Gesundheitssystem liegt, gleichzeitig auch Übergriffe, sei es verbale Übergriffe, sei auch physische Übergriffe, gegen werdende Mütter kommt. Und dies trägt auf jeden Fall zur hohen Müttersterblichkeit dazu bei. 

Gleichzeitig ist es allerdings so, dass in Südafrika die Regierung dieses Problem anerkennt. Sie steht zu, dass dass die Müttersterblichkeit verringert werden muss. Es gab diese auch entsprechende Papiere, entsprechende Politikstrategien. Woran es allerdings in Südafrika noch mangelt, ist die tatsächliche Umsetzung dieser Strategien. 

domradio.de: Also der Gesundheitsminister von Südafrika hat Versäumnisse eingeräumt und plant jetzt auch spezialisierte medizinische Fachkräfte in Problemregionen zu entsenden, um dann für besseres Management und mehr Kontrolle in den Krankenhäusern zu sorgen. Glauben Sie, das wird tatsächlich auch passieren? Und das wird die Situation verbessern? 

Büttner: Wir hoffen, dass das Wirklich durchgeführt wird. Es gibt große Probleme im Gesundheitswesen insgesamt. Wie Sie sagen, Mängel im Management. Wir haben mangelnde Ausstattung in den Kliniken, schlechte Ausbildung der Gesundheit Mitarbeiter im Gesundheitswesen schlechte Bezahlung.

All dies hoffen wir natürlich, dass durch eine derartige Initiative des Gesundheitsministers verbessert wird. Gleichzeitig ist es allerdings auch so, dass die einzelnen Mitarbeiter in im Gesundheitswesen ihre Einstellung ändern müssen.

Wir haben wirklich oftmals Harsche vor der harsche Behandlung von Müttern während der Geburt. 

Hilferufe werden ignoriert. 

Die Leute werden ohne Medikamente wieder nach Hause geschickt. Dazu kommen oft noch verbale Angriffe und auch Diskriminierung. Aufgrund des HIV-Status.  liegt einerseits Wirklich darin, die strukturellen Strukturen des Gesundheitswesen zu verändern, aber gleichzeitig auch auf die Mitarbeiter im Gesundheitswesen einzuwirken.

domradio.de: HIV haben Sie gerade erwähnt? Welche Rolle spielt die hohe Aidsrate? 

Büttner: Sicherlich eine sehr hohe Rolle. Südafrika ist eines der Länder mit der höchsten HIV-Infektionsrate. Und wenn wir bei der Müttersterblichkeit bleiben, so ist natürlich so das Personen oder Mütter mit HIV bessere Versorgen benötigen, eine noch differenzierte Versorgung benötigen, und das führt natürlich zu höheren Anforderungen im Gesundheitssystem.

Und da ist es auch so, dass es in Südafrika zwar bereits Initiativen gibt, es zu verbessern. Es gibt bessere Beratungsstruktur, auch eine bessere Ausstattung. 

Allerdings ist es auch hier so, dass noch eine bessere Umsetzung dieser Politik durchgesetzt werden müssen.

Und da hoffen wir auch, dass diese Initiative des Gesundheitsministers zum tragen kommt.

domradio.de: Wolfgang Büttner, Pressereferent der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch über die hohe Müttersterblichkeit in Südafrika. Herr Büttner, ich danke Ihnen sehr für das Gespräch. 

Büttner: Vielen Dank.