Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Die Zusammenschau aller macht es katholisch

Wir sind in den vergangenen Tagen aus Assisi, der Stadt von Franziskus und Klara zurückgekommen und haben unter anderem unzählige Fotos gemacht. In einer Whats-App-Gruppe haben alle ihre wundervollen Bilder eingestellt und dann, ja dann war es sehr verwunderlich. Wir sind jeden Tag, immer passend zum Thema des Tages, zusammen an die entsprechenden Orte gewandert, haben gehört, gelesen, gebetet, gesungen und in einem eigenen Heft Fragen zum persönlichen Bedenken und reflektieren gehabt.

Und die Lieder und Gesänge haben wir fotografiert und geteilt, sodass wir zusammen singen konnten, ohne dicke Bücher mit zu nehmen. Aber die Fotos, die alle gemacht haben, waren immer völlig anders. Die einen hatten immer sich selbst im Vordergrund auf dem Foto, andere eher Szenen auf Gemälden oder Fresken, andere die Orte, Kirchen und Klöster von außen oder innen, manche hatten die vielen Wege und Gässchen und kleinen Straßen abgebildet, und wieder andere die netten kleinen Details wie Blumen im Asphalt, Wasserspeier, Skulpturen aus allen Perspektiven oder Fernsichten, die noch mal ganz andere Dinge deutlich machen.

Ganz genauso geht es uns und vielen anderen Menschen mit dem Glauben. Auch wenn wir getauft sind und den Heiligen Geist empfangen haben, hat doch jede und jeder Glaubende eine andere Sicht auf diesen Glauben an den dreifaltigen und einen Gott und seine Schöpfung und seine Menschen und seine Kirche. Und ich finde, dass das genau das Tolle ist: Nicht nur eine Sicht, eine Erkenntnis, ein Detail ist das Ganze, sondern die Zusammensicht aller aus ihrer jeweiligen Lebens- und Glaubenssituation, und niemand sollte sagen: Nur so wie ich es sehe, ist es richtig und entspricht dem Willen Gottes und dem, wie es heute gelebt werden muss.

Allumfassend, also katholisch, wird es nur, wenn es die Zusammenschau aller bekommt und alles und alle ihren Platz darin finden und gesehen und gehört werden und sich in der Freiheit der Kinder Gottes vor Gott und für die Menschen einsetzen. Und wenn eine Sicht fehlt oder ausgeschlossen wird, ist es nicht vollkommen, nicht vollständig, nicht so wunderbar, wie Gott es für seine Menschen gedacht hat.

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