Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Den Nebel immer wieder gelichtet

Hier im Sauerland und gerade auch am Biggesee, ist jetzt im Herbst viel Nebel. Und da das gestern mal wieder so war, fiel mir eine Begebenheit ein, die ich voriges Jahr um die Zeit hatte. Mit einer jungen Besucherin wollte ich etwas höher ins Sauerland fahren und auf einen Turm steigen, uns das Land anschauen und ein bisschen dort oben spazieren gehen. Hier in Olpe war so dicker Nebel, dass wir uns erst nicht getraut haben loszufahren und noch eine halbe Stunde gewartet haben. Und dann, nur ein paar Kilometer weiter und Höhenmeter höher, konnten wir zuschauen, wie sich der Nebel lichtet, die Sonne strahlend am blauen Himmel steht und die Welt wunderbar glanzvoll vor uns liegt. Und plötzlich hat meine Begleiterin gerufen: Schau mal, da ist der Nebel über dem Dorf und man kann drüber und drunter schauen. Das war echt beeindruckend.

Für mich war es ein wunderbares Bild für all die Sachen, von denen wir oft nicht wissen, wie sie wirklich aussehen. Wenn man direkt unter dem Nebel ist, ist alles nur grau und dicke Suppe über einem, wenn man direkt darüber ist, sieht man das Dorf und die Straßen und die Menschen nicht, aber über einem den strahlend schönen Himmel. Und da ist es echt wertvoll, Meschen zu haben, die diese verschiedenen Sichtweisen kennen und nutzen und deren Kompetenz weit über alle Kleinkariertheit hinausgeht.

Von Albert dem Großen, dem Dominikanermönch aus dem 13. Jahrhundert, kann man so reden. Er war eigentlich alles: Gelehrter der Theologie, aber auch vieler Naturwissenschaften, Dominikaner und Bischof, Leiter der Klosterschule in Köln und noch vieles mehr. Seine Schule in Köln hatte ein solches Ansehen, dass sie Studenten aus ganz Europa angezogen hat und als Nachfolgeschule kurze Zeit später die Universität zu Köln gegründet worden ist. Albert spielte in seiner Kölner Zeit auch eine herausragende Rolle in den Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Erzbischof. In einem Schiedsprozess am 17. April 1252 und am 28. Juni 1258 gutachtete er zu Gunsten der Bürgerschaft der Stadt Köln, deren Rechte der damalige Erzbischof Konrad von Hochstaden auf sein Anraten hin dann auch anerkannt hat.

Er hat also den Nebel, der über vielen Gegebenheiten seiner Zeit lag, immer wieder gelichtet und eine wissenschaftliche, christliche und menschliche Sichtweise und Herangehensweise bevorzugt, die auch heute ziemlich gut passen würde.

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