Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Das Prinzip Apfelbaum

Am Wochenende war im Nachbarstädtchen ein Kreativmarkt in der Stadthalle. Da dieses schöne Angebot jetzt drei Jahre ausfallen musste, waren alle hocherfreut, dass es in diesem Jahr wieder losgehen konnte. An vielen Ständen haben Hobbykreative ausgestellt und angeboten, was sie so in den Wintermonaten gehäkelt, gestrickt, gefilzt, ausgesägt, bemalt, getöpfert hatten und man sah ihnen das Vergnügen an, endlich wieder ihre schönen Dinge zu präsentieren.

Einer jungen Frau haben wir beim Wollespinnen zugeschaut, einer anderen beim Diamond Painting, eine andere hat Teddys und andere Kuscheltiere genäht und man konnte ihr beim Nähen zuschauen. Eine sehr alte Dame bot an ihrem Stand wunderbare Tischdecken an, die sie genäht, bestickt, gepatchworkt hatte und ich habe in Sekunden eine Mitteldecke gesehen, wunderbar aus vielen Teilen zusammengenäht, in pastellfarbenem grün und rosé, mit roten Blüten und feinen Blättern. Sie hat sie mir zurückgelegt, weil wir noch weiterschlendern und viele andere Stände besuchen wollten.

Beim Abholen dann sind wir ins Gespräch gekommen und sie hat mir erzählt, dass sie schon immer mit Vergnügen genäht hat und seit 15 Jahren hierherkommt. Und dass ihr Mann im vergangenen Jahr in einem Hospiz seine letzte Zeit verbracht hat und sie so beeindruckt ist von Menschen, die in Hospizen ihren Dienst tun und Menschen in ihrer letzten Lebensphase mit so viel Liebe begleiten.

Plötzlich schaut sie mich an und sagt: "Sind Sie aus Olpe? Da gibt es doch das Kinderhospiz. Darf ich Ihnen einige Decken schenken, die sie dann zugunsten des Hospizes verkaufen können?" Ich war ganz gerührt und verblüfft und dann sehr dankbar und wir haben uns verabschiedet, als würden wir uns schon lange kennen.

Das ist ganz oft das berühmte Prinzip Apfelbaum: Weil jemand von den Früchten der Arbeit anderer, Gutes erfahren hat, mag sie oder er ebenso wieder Gutes tun und Menschen helfen, die es notwendig brauchen. Gutes und Güte wird nicht weniger, wenn man sie verteilt, sondern immer mehr. Fluten wir den Tag mit Gutem und mit Güte. Es macht Spaß.

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